Datenplattform bereitet Unternehmen auf KI-gestützte Produktion vor

Toma Buchinsky vom Startup EnablerMinds im Interview

Das Startup EnablerMinds aus Bad Homburg hilft Industrieunternehmen Kosten zu senken, Prozesse zu automatisieren und begleitet die Betriebe auf dem Weg in eine KI-gestützte Produktion.

Wieso und wann hast du EnablerMinds gegründet? Welche Idee steckt dahinter?

Der Wunsch ein daten- und KI-getriebenes Unternehmen zu werden, ist für viele kleine und große Unternehmen in Deutschland nichts Neues. Dennoch zögern viele Unternehmen mit der Umsetzung – sei es aus Sorge vor hoher technischer Komplexität, einem potenziellen Vendor-Lock-in oder politischen Unsicherheiten im internationalen Kontext.

Wir sehen genau hier einen großen Marktbedarf: Unternehmen schnell, flexibel und technologieoffen dabei zu unterstützen, verantwortungsvolle KI-Lösungen umzusetzen. Dafür bieten wir entweder branchenspezifische, einsatzbereite KI-Lösungen oder ermöglichen mit unserem „EnablerMinds Portable Lakehouse Framework“ eine schnelle, portable und skalierbare Datenplattform-Grundlage für Data & AI. Mit dieser Vision haben wir im Januar 2025 die EnablerMinds GmbH gegründet.

Was ist das Alleinstellungsmerkmal von euch im Vergleich zu euren Mitwettbewerbern?

Unser Alleinstellungsmerkmal ist die Kombination aus langjähriger Erfahrung im Daten- und KI-Bereich mit einem konsequenten Fokus auf Innovationsgeschwindigkeit und Praxistauglichkeit. Wir bringen tiefes Fachwissen aus verschiedenen Branchen wie Manufacturing, Automotive, Banken und Logistik mit und setzen es gezielt ein, um schnell schlanke, hochmoderne Lösungen für konkrete Anwendungsfälle zu entwickeln.

Dabei greifen wir bewusst auf die neuesten technologischen Ansätze zurück – etwa beim Einsatz von autonomen KI-Agenten für Predictive Maintenance oder bei der schnellen Operationalisierung von KI in produktiven Umgebungen. Unsere Stärke liegt darin, nicht nur zu beraten, sondern zu befähigen und zu liefern – schnell, skalierbar und mit echtem Mehrwert für unsere Kunden.

Inwiefern können eure KI-basierten Lösungen die hessische Metall- und Elektroindustrie bereichern?

Mit unserem EnablerMinds Portable Lakehouse Framework bieten wir Unternehmen eine schnelle und flexible Möglichkeit, die Datenbasis für KI-Anwendungen aufzubauen – ein entscheidender Schritt, denn KI braucht strukturierte, qualitativ hochwertige Daten.

Unser Framework ist speziell auf Fertigungsunternehmen zugeschnitten und bringt vordefinierte Templates für relevante Datenprodukte mit – beispielsweise für Produktions-, Qualitäts- oder Wartungsdaten. Dabei unterstützen wir nicht nur Hyperscaler, sondern auch europäische Cloud-Plattformen wie „StackIT“ oder „Ionos“, um den Anforderungen an die Datensouveränität gerecht zu werden.

Auf dieser Datenbasis entwickeln wir einsatzbereite KI-Lösungen, etwa:

  • EM ReplenixAI für KI-basierte Bedarfsprognosen, Planung und automatisiertes Replenishment
  • KI-Agentenbasierte Predictive Maintenance-Lösungen für den Shopfloor

Damit helfen wir Unternehmen der hessischen Metall- und Elektroindustrie, Kosten zu senken, Prozesse zu automatisieren und gleichzeitig den Schritt in eine zukunftssichere, KI-gestützte Produktion zu gehen.

Was können die „klassischen“ Industriebetriebe von euch lernen und umgekehrt?

Wir stehen für eine „Fail-Fast“-Kultur, wenn es um digitale Innovation geht. Unsere Überzeugung ist: diese Denkweise ist heute auch für klassische Industriebetriebe überlebenswichtig, um im globalen Wettbewerb weiterhin erfolgreich zu sein. Umgekehrt können wir von diesen Unternehmen viel über Qualität, Präzision und Verlässlichkeit lernen – Werte, die deutsche Industrieprodukte weltweit zum Maßstab gemacht haben.

Unser Ziel in der Zusammenarbeit mit der Automobil- und Fertigungsindustrie ist es, agile Innovationsprozesse mit dem Anspruch an höchste Qualität zu verbinden – um gemeinsam schneller digitale Lösungen zu schaffen, die den Titel „Made in Germany“ auch in der digitalen Welt verdienen. Wir wollen gemeinsam Enabler für digitale Exzellenz sein.

Wo seht ihr zurzeit die größte Herausforderung bei der Implementierung von Cloud Computing, Datenmanagement/-analyse, maschinellem Lernen und KI in Industriebetrieben?

Eine der größten Herausforderungen liegt aus meiner Sicht in der Mentalität vieler Unternehmen, neue Technologien erst dann einzuführen, wenn sie bereits in den USA oder im Silicon Valley etabliert sind. Mit dieser Haltung bleibt man zwangsläufig Nachzügler statt Vorreiter. Noch gravierender ist, dass dadurch oft innovative europäische oder deutsche Lösungen kaum eine Chance erhalten und somit auch die globale Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Tech-Branche leidet.

Gleichzeitig spüren wir aktuell eine gewisse Unsicherheit gegenüber US-Produkten – insbesondere aufgrund geopolitischer Spannungen und wachsender Diskussionen über Datenhoheit und digitale Souveränität. Das führt zu einer paradoxen Situation: kein Mut zu Lokalem, aber Angst vor Globalem.

Unser Ansatz bei EnablerMinds ist es, genau hier Brücken zu bauen: wir kombinieren internationale Best Practices mit technologischer Souveränität durch europäische Cloud-Plattformen und unterstützen Unternehmen dabei, mutig und pragmatisch voranzugehen.

Mit welchen Unternehmen habt ihr bereits zusammengearbeitet und wie war deren Feedback zu eurem Geschäftsmodell?

Einer unserer ersten Kunden ist die „Shop Apotheke“ – zwar kein Unternehmen aus der klassischen Fertigungs- oder Automobilindustrie, aber ein hervorragendes Beispiel für die Übertragbarkeit unserer Lösungen. Gemeinsam haben wir dort eine moderne Datenplattform aufgebaut und erste KI-gestützte Anwendungen im Bereich Supply Chain Management umgesetzt – darunter auch der Einsatz von KI-Agenten für Bedarfsplanung und Replenishment.

Das Feedback war durchweg positiv: Begeisterung über die Innovationskraft und Lieferfähigkeit eines noch sehr jungen Unternehmens. Diese Erfahrung zeigt, dass unser Geschäftsmodell – schnelle, skalierbare und verantwortungsbewusste Einführung von Data & AI – branchenübergreifend auf einen echten Bedarf trifft.

Wie viele Mitarbeiter/-innen beschäftigt ihr derzeit?

Aktuell beschäftigt EnablerMinds 14 Mitarbeiter:innen – davon 8 in Deutschland, die übrigen in Osteuropa und Indien. Unser Ziel ist es, das Team innerhalb der nächsten 12 Monate auf rund 100 Personen auszubauen. Dabei setzen wir auf ein hybrides Delivery-Modell mit hochqualifizierten Expert:innen vor Ort und in unseren Near-/Offshore-Zentren, um gleichzeitig Skalierbarkeit und Kundennähe zu gewährleisten.

Welche Standortvorteile bietet das Rhein-Main-Gebiet für EnablerMinds?

Das Rhein-Main-Gebiet bietet für EnablerMinds gleich mehrere strategische Vorteile: Zum einen profitieren wir von der zentralen Lage in Deutschland und Europa sowie der hervorragenden internationalen Anbindung – insbesondere durch den Flughafen Frankfurt, der uns eine flexible Zusammenarbeit mit Kunden und Partnern weltweit ermöglicht. Zum anderen ist die Region eine der führenden Wirtschaftsmetropolen Deutschlands, was sich in der Verfügbarkeit hochqualifizierter Fachkräfte widerspiegelt. Die Nähe zu renommierten Hochschulen wie der TU Darmstadt und anderen Forschungseinrichtungen bietet zusätzlich Zugang zu Talenten und Innovationen.

Für ein wachstumsorientiertes Unternehmen wie EnablerMinds ist das Rhein-Main-Gebiet somit der ideale Standort, um sowohl lokal präsent als auch international skalierbar zu agieren.

Warum seid ihr dem Arbeitgeberverband HESSENMETALL Rhein-Main-Taunus beigetreten?

Ich habe persönlich bereits in meiner früheren Tätigkeit als Geschäftsführer sehr positive Erfahrungen mit HESSENMETALL gemacht. Daher war es für mich naheliegend, direkt nach der Gründung von EnablerMinds den Kontakt zu suchen. Da HESSENMETALL auch die Interessen von IT- und Tech-Unternehmen vertritt, war es für uns selbstverständlich, Teil dieser starken Gemeinschaft sein zu wollen.

Gerade für ein junges Unternehmen wie EnablerMinds ist die Kompetenz in arbeitsrechtlichen Fragestellungen und die aktive Unterstützung bei Innovationsthemen von großem Wert. Ergänzt durch ein breites Angebot an Veranstaltungen und Netzwerkmöglichkeiten gibt uns die Mitgliedschaft das Gefühl, Teil einer zukunftsorientierten und engagierten Unternehmerfamilie zu sein.

 

Michael Reitz

Referent Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit

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