Digitaler Zwilling vereinfacht betriebliches Energiemanagement
Interview mit Geschäftsführer Christopher Ripp von Twinetic GmbH
Das Startup Twinetic aus Frankfurt unterstützt Industrieunternehmen mit einer KI-basierten Plattform, die das Energiemanagement im Betrieb effizienter gestaltet, Einsparpotenziale erkennt und den Reportingaufwand deutlich verringert.
Wieso und wann habt ihr Twinetic gegründet? Welche Idee steckt dahinter?
Twinetic wurde 2023 als Ausgründung aus einem Forschungsprojekt an der TU Darmstadt gegründet. Damals haben wir einen digitalen Zwilling für das Energiesystem des Campus Lichtwiese mit über 40 Gebäuden und einem zentralen Heizkraftwerk für die Strom-, Wärme- und Kälteversorgung aufgebaut. Im Forschungsprojekt hat sich gezeigt, wieviel Nachholbedarf wir bei der Digitalisierung im Energiemanagement haben. So haben wir eine digitale Plattform entwickelt, die Unternehmen Transparenz über ihre Energiedaten schafft, Emissionen bilanziert, das lästige Thema Reporting automatisiert und auf Basis intelligenter Algorithmen hilft Anomalien im Energieverbrauch zu erkennen und die Energieversorgung optimiert. Dadurch lassen sich auch im Energiemanagement effizient datenbasierte Entscheidungen treffen und so Kosten und Emissionen sparen.
Was ist das Alleinstellungsmerkmal von euch im Vergleich zu euren Mitwettbewerbern?
Wir bieten ein ganzheitliches Energiemanagement über alle Energieformen hinweg an: Strom, Wärme, Kälte, Gas und so weiter. Unsere Plattform ist nicht nur technisch umfassend, sondern auch intuitiv bedienbar. Besonders sticht die interaktive, kartenbasierte Visualisierung hervor. Das nennen wir: Energiemanagement aus der Vogelperspektive – für den einfach Überblick auf Knopfdruck. Zudem unterstützten wir auch bei der praktischen operativen Umsetzung der ISO50001 Zertifizierung insofern, dass das Reporting dafür komplett über die Plattform abgebildet werden kann und auch Kennzahlen definiert werden können. Unser Ziel: fehleranfällige und sperrige Exceltabellen sollen aus dem Energiemanagement verschwinden. Hinzu kommt unsere KI-gestützte Analyse, die Ineffizienzen erkennt und Vorschläge liefert, wie die Kunden z. B. von volatilen Strompreisen profitieren können. Das Ganze ist bis zu 45 % BAFA-förderfähig.
Inwiefern kann eure KI-gestützte Plattform die hessische Metall- und Elektroindustrie bereichern?
Die hessische Metall- und Elektroindustrie steht unter enormem Druck: hohe Energiekosten, komplexe Berichtspflichten, steigende Anforderungen an CO2-Reduktion. Unsere Plattform hilft, Energiekosten und Emissionen zu senken und regulatorische Anforderungen mit deutlich geringerem Aufwand zu erfüllen, so dass die Energieverantwortlichen wieder Zeit haben, Effizienzmaßnahmen, die wir identifizieren, auch praktisch umzusetzen. Das macht Betriebe resilienter und vor allem wettbewerbsfähiger.
Was können die „klassischen“ Industriebetriebe von euch lernen und umgekehrt?
Wir bringen den frischen Blick eines technologiegetriebenen Start-ups mit und zeigen, wie sich Digitalisierung pragmatisch umsetzen lässt und welchen praktischen Nutzen KI in einem komplexen Feld wie Energiemanagement bringen kann. Gleichzeitig lernen wir von der Industrie, wie man Prozesse nicht nur robust, sondern auch nachhaltig wirtschaftlich skaliert. Zudem müssen wir aber auch lernen, dass wir manchmal langsamer starten müssen als gedacht. Wir wissen, dass wir die vollständige Digitale Transformation bewerkstelligen können, aber es braucht Zeit alle mitzunehmen. Dieses gegenseitige Lernen ist der Schlüssel für echte Transformation.
Wo seht ihr zurzeit die größte Herausforderung beim betrieblichen Energiemanagement - Stichwort hohe Energiekosten?
Die größte Herausforderung ist die fehlende Transparenz. Viele Unternehmen wissen gar nicht, wo sie ansetzen sollen, weil ihnen datenbasierte Entscheidungsgrundlagen fehlen. Genau da setzen wir an: unsere Plattform schafft Transparenz und liefert konkrete Handlungsempfehlungen – schnell, automatisiert und ohne Excel. Ein anderer Aspekt ist der große Respekt vor der Komplexität durch Digitalisierung, dabei lässt sich Digitalisierung im Energiemanagement sehr gut skalieren, klein anfangen und sukzessive ausbauen. Es gibt sogar Lösungen, mit denen wir ohne direkte Integration in die IT unserer Kunden, Energiedaten erfassen und analysieren können.
Mit welchen Unternehmen habt ihr bereits zusammengearbeitet und wie war deren Feedback zu eurem Geschäftsmodell?
Eines unserer Referenzprojekte ist der Einsatz bei STADA Arzneimittel AG. Das Feedback ist durchweg positiv, insbesondere weil wir mit unserer Lösung nicht nur ein Tool liefern, sondern echte Entlastung im operativen Energiemanagement schaffen.
Wie viele Mitarbeiter/-innen beschäftigt ihr derzeit?
Aktuell besteht unser Team aus sechs Personen mit Kompetenzen im Energiemanagement und ISO50001, Softwareentwicklung und KI-Anwendung im Kontext von Energiesystemen. Wir werden aber kontinuierlich weiterwachsen.
Welche Standortvorteile bietet die Mainmetropole für Twinetic?
Frankfurt bietet ideale Bedingungen: zentraler Standort ideal für Vor-Ort Termine in ganz Deutschland, ein aktives Startup-Ökosystem mit aktiver Unterstützung und gutem Zugang zu Investoren. Auch die Universitäten im Rhein-Main-Gebiet sind eine attraktive Quelle für neue Mitarbeiter. Aber auch der Austausch mit anderen Unternehmen ist lebendig, etwa über Netzwerke wie HESSENMETALL.
Warum seid ihr dem Arbeitgeberverband HESSENMETALL Rhein-Main-Taunus beigetreten?
Für uns ist HESSENMETALL eine Plattform zum Austausch mit etablierten Industrieunternehmen, die Wandel als Chance und Impuls für Innovation begreifen. Zudem wollen wir nah an unseren Kundenzielgruppe sein und verstehen, welche Herausforderungen unsere Zielgruppe wirklich hat – und aufzeigen, wie digitale Lösungen konkret helfen können. Wir freuen uns auf spannende Veranstaltungen im Netzwerk.