14. IT-Forum zu intelligenter Automatisierung von Geschäftsprozessen

Bots optimieren Unternehmen und bekämpfen Fachkräftemangel

Frankfurt am Main. Alle reden derzeit von KI und Automatisierung. Der Bot „ChatGPT“ hat es sogar in die „Tagesschau“ geschafft. Beim 14. IT-Forum „Guten Tag, ich bin der Bot“ von HESSENMETALL und der Bezirksgruppe Rhein-Main-Taunus standen die digitalen Werkzeuge ebenfalls im Mittelpunkt. Experten und Industrieunternehmer haben im House of Science and Transfer (HoST) darüber diskutiert, inwieweit intelligente Automatisierung Geschäftsprozesse optimieren und dem Fachkräftemangel den Kampf ansagen kann.

„Unsere Mitgliedsunternehmen stellen sich die Frage, wie man den Herausforderungen der Zukunft mit den technologischen Möglichkeiten begegnet. Der Megatrend Automatisierung, insbesondere kombiniert mit künstlicher Intelligenz, gilt oft als Wunderwaffe für mehr Produktivität und Effizienz. Viele sehen hier den Schlüssel zur Bekämpfung von Fachkräftemangel und Inflation“, sagte Dirk Pollert, Hauptgeschäftsführer von HESSENMETALL.

„Wir freuen uns auch besonders auf die Lösungen der Startups aus unserer Metropolregion Frankfurt-Rhein-Main und aus ganz Hessen. Sie repräsentieren unser lebendiges, dynamisches und attraktives Ökosystem. Als ein Hotspot für Rechenzentren und weltoffener Wirtschaftsstandort mit einer exzellenten Forschungsinfrastruktur bietet die Metropolregion ein ideales Umfeld für zukunftsgewandte Firmen. Hier werden Innovationen zu smarten Geschäftsideen.“, ergänzte Markus Petry, Syndikusrechtsanwalt der Bezirksgruppe Rhein-Main-Taunus.

Prof. Dr. Swen Schneider, Wirtschaftsinformatiker und geschäftsführender Direktor des Instituts für Data Driven Business an der Frankfurt University of Applied Sciences, eröffnete die Vortragsreihe. „Verfahren der künstlichen Intelligenz werden die Automatisierung von Geschäftsprozessen auf ein weiteres Level bringen. Bots und Machine Learning-Algorithmen werden zunehmend dazu verwendet, um die Abläufe effizienter, schneller und hochverfügbar zu machen“, so Schneider.

Automatisierung von Prozessen gleicht einer Reise

Der Experte Sebastian Mertens hat eine der führenden Automatisierungsfirmen aufgebaut und arbeitet heute bei Celonis, dem Marktführer für das sogenannte „Process Mining“. Er zeigte in einer Live-Demo, wie man dem Personalmangel durch effiziente und automatisierte Prozesse entgegenwirken kann. Dadurch werden weniger Entwickler benötigt und Firmen können ihre Prozesse selbstständiger optimieren.

„Prozessautomatisierung ist eine Reise, auf die sich Fachabteilungen und IT gemeinsam begeben. Dazu benötigen sie einen erfahrenen Reiseführer, eine klare Roadmap, die passende Ausrüstung und das richtige Know-how“, hielt Michael Klahn von Fujitsu fest. Er  skizzierte einen möglichen Weg von der Bestandsaufnahme und dem Prototyping im „Basecamp“ über die „Mittelstation“ Prozessautomatisierung als Service zu etablieren bis hin zum „Gipfel“ der unternehmensweiten Demokratisierung und Skalierung.

Dr. Lars Schatilow leitet bei IBM Deutschland den Bereich Digital Change & Transformation. „Die Automation-Ära erfordert einen Paradigmen-Wechsel im Design der IT-Projekt-Implementierung: Die Einführung von Prozessautomatisierungen muss interdisziplinär angegangen werden. Die dadurch freiwerdende Arbeitszeit der Beschäftigten soll produktiv und sinnstiftend genutzt werden“, meinte Schatilow. Er stellte ein Prozessdesign namens „Human Friendly Automation“ vor, das den Betroffenen die Identifikation von Stärken, neuen Einsatzmöglichkeiten und zielgerichteten Trainingsangeboten ermöglicht.

Hessische Startups geben Impulse aus unternehmerischer Praxis

Software-Roboter können ähnlich wie Menschen eingesetzt werden und einfache, aber sehr zeitintensive Aufgaben übernehmen. Dabei werden kaum Anforderungen an den Digitalisierungsgrad des Unternehmens gestellt. Die RPA-Bots von Artem Fadin, der Gründer des Frankfurter Startups F-ONE Group, prüfen beispielsweise eigenständig tausende Speditionsrechnungen, eine Aufgabe die für einen menschlichen Mitarbeiter nicht zu schaffen wäre. Somit schaffen Roboter Mehrwerte über die bisherigen Möglichkeiten hinaus.

Chatbots können mehr als FAQs oder automatische Kundenservices auf der Unternehmenswebsite. Mit der richtigen Zielsetzung und Programmierung agieren sie in verschiedensten Unternehmensbereichen wie virtuelle Mitarbeiter und automatisieren bestimmte Prozesse. Can Genis von der Gießener Softwareschmiede WeAreGroup zeigte anhand einer automatischen Anwendung für die Schichtplanung, wie ein Chatbot in einem mittelständischen Unternehmen zur Arbeit ruft.

Die Cloudplattform des Wiesbadener Startups statpile hilft dem Mittelstand Intralogistikprozesse zu bewerten und Schwachstellen im eigenen Tempo aufzulösen. Co-Founder Leo Moos gab einen Überblick von der digitalen Lieferscheinerfassung bis hin zu Überwachungsdashboards. Dadurch wird Transparenz geschaffen und eine kinderleichte Abwicklung in den Unternehmen ermöglicht.

Manche Probleme können von keinem bestehenden Tool auf dem Markt gelöst werden. In diesem Fall muss eine individuelle Software entwickelt werden, um die betroffenen Prozesse zu automatisieren oder um ganz neue Möglichkeiten zu schaffen. Christian Wiegand von Photonic Codes aus Kassel präsentierte, wie mit einer Individuallösung das volle Automatisierungspotential entfesselt wird. So prüft und verarbeitet etwa eine WebApp die von Lieferanten gelieferten Stücklisten auf eine spezielle Art und Weise.

Text und Bildredaktion: Michael Reitz

Katja Farfan

Leiterin Digitales, Technologietransfer und Startups

Lukas Lanz

Referent Digitales, Technologietransfer und Startups

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