Startup hilft Industrieunternehmen bei der Automatisierung

Interview mit Geschäftsführer Patrick Barme von True North Consulting

Das Startup True North Consulting aus Friedrichsdorf hilft Unternehmen Prozesse zu automatisieren - etwa in der Planung, Fertigung oder Qualitätssicherung.

Wieso und wann habt ihr True North Consulting gegründet? Welche Idee steckt dahinter?

Vor True North Consulting haben wir bereits einige andere Startups gegründet und dort immer viel Wert auf Automatisierung und Skalierbarkeit gelegt. Dadurch haben wir aus erster Hand gelernt, wann Automatisierung Sinn ergibt und wie man diese am besten implementiert. Als Mitarbeiter in anderen Unternehmen ist uns aufgefallen, dass die meisten Unternehmen Automatisierungspotential ungenutzt lassen. Beispielsweise sollten 30.000 Produktfotos manuell bearbeitet werden. Diese Arbeit haben wir an einem Abend automatisiert und so nicht nur viel Zeit, sondern auch Geld eingespart. Nach diesen Erfahrungen wollten wir unsere Expertise nicht nur mit einer Firma als Mitarbeiter teilen, sondern diese Dienstleistung jeder Firma, die Bedarf hat, anbieten. Das war die Geburtsstunde von True North Consulting. Seit Anfang 2025 unterstützen wir Firmen dabei ihre internen Prozesse zu optimieren - damit Mitarbeiter sich mehr auf die Arbeit konzentrieren können, die nach wie vor am besten von Menschen gemacht wird. Während Computer die Arbeit übernehmen, die sowieso zu repetitiv und nervig für Menschen ist.

Was ist das Alleinstellungsmerkmal von euch im Vergleich zu euren Mitwettbewerbern?

Max de Boer und ich haben beide bereits mehrere Firmen gegründet und von Null auf Millionenumsätze skaliert. Wir haben unsere Software selbst entwickelt und verstehen sehr gut, wie Software in Unternehmensprozesse integriert werden muss, um Mehrwert zu liefern. Wir automatisieren nicht einfach irgendwelche Prozesse, sondern verstehen zuerst, wie das Unternehmen aufgestellt ist und fangen dann dort an, wo am schnellsten pragmatisch Mehrwert geschaffen werden kann. Unsere größte Expertise haben wir im Bereich Produktdatenverarbeitung und im KI-Finetuning.

Inwiefern können eure KI-gestützten Softwarelösungen die hessische Metall- und Elektroindustrie bereichern?

Unsere KI-gestützten Softwarelösungen können die hessische Metall- und Elektroindustrie auf mehreren Ebenen bereichern. Zum einen helfen wir Unternehmen, wiederkehrende und zeitintensive Prozesse - etwa in Planung, Fertigung oder Qualitätssicherung - zu automatisieren und damit Ressourcen effizienter zu nutzen. Zum anderen ermöglichen unsere Systeme eine datengetriebene Entscheidungsfindung: Produktionsdaten, Lieferketteninformationen und Qualitätskennzahlen werden in Echtzeit analysiert, um Engpässe früh zu erkennen, Ausschuss zu reduzieren und die Auslastung zu optimieren. Insgesamt steigern wir so Produktivität, Kostenkontrolle und Innovationsfähigkeit, was gerade im internationalen Wettbewerb entscheidend ist. Zusätzlich ist uns aufgefallen, dass viele Firmen zwar in ihrem Kernbereich sehr gut aufgestellt sind, aber die internen administrativen Prozesse selbst bei Softwareunternehmen oft zu wenig Aufmerksamkeit erhalten. Wir helfen, diesen Kostenblock zu minimieren und Prozesse zu beschleunigen, sodass die operativen Teile des Unternehmens nicht mehr durch langsame Prozesse im Backoffice aufgehalten werden.

Was können die „klassischen“ Industriebetriebe von euch lernen und umgekehrt?

Von uns können klassische Industriebetriebe lernen, wie wichtig eine Kultur der schnellen Umsetzung, des Experimentierens und der kontinuierlichen Verbesserung ist. Wir bringen den Blick von außen, moderne Technologien und die Bereitschaft, Ideen pragmatisch zu testen, anstatt sie lange zu planen. Gleichzeitig können wir von der Industrie enorm profitieren, etwa von ihrer tiefen Prozess- und Produktkenntnis, ihrem Qualitätsbewusstsein und Verständnis für nachhaltige, langfristige Strukturen. Die Kombination aus Innovationsgeist und erprobter Industriestärke schafft eine Basis, um gemeinsam neue Lösungen schneller und wirkungsvoller umzusetzen.

Wo seht ihr zurzeit die größte Herausforderung bei der Prozessautomatisierung im Mittelstand?

Die größte Herausforderung sehen wir aktuell darin, dass vielen Unternehmen noch das Wissen fehlt, was heute mit moderner Technologie bereits möglich ist. Oft kostet es Überwindung, in den notwendigen Aufwand zu investieren und kalkulierte Risiken einzugehen, um echten Wandel anzustoßen. Deshalb legen wir großen Wert darauf, unsere Kunden zu ermutigen, diese Schritte zu gehen, Chancen zu erkennen und den Weg der Innovation aktiv zu gestalten.

Mit welchen Unternehmen habt ihr bereits zusammengearbeitet und wie war deren Feedback zu eurem Geschäftsmodell?

Wir haben bereits mit Unternehmen aus ganz unterschiedlichen Branchen zusammengearbeitet, von Papierwarenherstellern über Tech-Startups und Firmen aus der Energiebranche bis hin zu Autohäusern und Banken. Das Feedback war durchweg positiv: Unsere Lösungen haben Prozesse deutlich vereinfacht, sodass mehr
umgesetzt werden konnte, mit weniger Aufwand. Gleichzeitig konnten sich die Mitarbeitenden stärker auf erfüllendere und wertschöpfende Aufgaben konzentrieren.

Wie viele Mitarbeiter/-innen beschäftigt ihr derzeit?

Das Kernteam sind Max und ich. Wir analysieren die Prozesse und entwickeln die Lösungen. Beim Vertrieb unterstützen uns drei freie Mitarbeiter.

Ihr seid kürzlich von Vallendar bei Koblenz nach Friedrichsdorf umgezogen. Welche Standortvorteile bietet das Rhein-Main-Gebiet für True North Consulting?

Der Umzug ins Rhein-Main-Gebiet bringt für uns gleich mehrere Vorteile: Wir sind jetzt mitten in einer der wirtschaftsstärksten Regionen Deutschlands, näher an vielen unserer Kunden und praktischerweise auch direkt um die Ecke von HESSENMETALL. Außerdem hat die Nähe zu Frankfurt einen kleinen, aber feinen Unterschied zu Vallendar: Hier müssen wir nicht mehr jedem erklären, wo wir eigentlich herkommen.

Warum seid ihr dem Arbeitgeberverband HESSENMETALL Rhein-Main-Taunus beigetreten?

Weil wir glauben, dass gute Zusammenarbeit nicht im Posteingang, sondern beim direkten Austausch beginnt. Und wo könnte man bessere Gesprächspartner treffen als bei HESSENMETALL ;)

 

Michael Reitz

Referent Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit

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