Mit Wissen die Zukunft sichern

Im Gespräch mit den Gründern des Startups great2know

Frankfurt am Main. Das Startup-Unternehmen great2know hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Risiken des sich verändernden Arbeitsmarktes zu reduzieren und Unternehmen dabei zu helfen, Wissen zu sichern. Dabei sehen die drei Gründer, Dr. Bettina Volkens (CEO), Christine Lutz (CSO) und Martin Steinke (COO), Wissenstransfer als einen Veränderungsprozess auf allen Ebenen, der zwingend verlangt, die Perspektive der Menschen zu verstehen. Strategien und Technologien sind wichtige Bausteine, können aber allein nicht zum Erfolg führen.

Stellen Sie bitte Ihr Unternehmen und Geschäftsmodell kurz vor.

Dr. Bettina Volkens: great2know digitalisiert Erfahrungs- und Handlungswissen. Wir helfen Unternehmen den Off- und Onboardingprozess zu strukturieren und dafür den Wissenstransfer von Erfahrungs- und Handlungswissen zu etablieren. Mitarbeitende, die ihre Position verlassen, werden interviewt und können auch Stakeholder wie Teammitglieder, weitere Kollegen und die Führungskraft einbinden. Die Fragen werden von unserer Plattform great2know Assistant gestellt und die Antworten erfasst und strukturiert. Diejenigen, die die Stelle übernehmen, können so das Wissen nutzen. Bei Wissensmonopolen, also Mitarbeitenden, die über unternehmenswichtiges Wissen verfügen, würde zu Beginn auch ein menschlicher Moderator hinzukommen, um vertiefte Nachfragen zu stellen.  

Martin Steinke: So kann unser great2know Assistant die Motivation der Menschen, Wissen zu teilen immer besser verstehen und ihre Aufgaben immer passgenauer beim Wissenstransfer unterstützen. Er kann motivieren, erinnern, steht für Fragen zur Verfügung, kann selbst Rückfragen stellen, fasst Texte zusammen, ist immer und überall ansprechbar und bringt Struktur in den Wissenstransfer.

Christine Lutz: Neben Beraterleistungen verkaufen wir die Nutzung unserer Software. Gegenwärtig pilotieren wir mit einigen Kunden unser Produkt und werden es auf dieser Grundlage weiterentwickeln.

Wieso haben Sie great2know gegründet? Welche Idee steckt dahinter?

Dr. Bettina Volkens: Wir wissen aus eigener Erfahrung: Unternehmen leben von Wissen und Erfahrungen ihrer Mitarbeitenden. Durch demographischen Wandel, Fachkräftemangel, umwälzende Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt und Entwicklungen in der Informationstechnologie stehen viele Unternehmen heute vor großen Herausforderungen. Viele von uns haben dieses Thema viel zu lange sorglos vor sich hergeschoben. So ist die Tatsache, dass in den kommenden 15 Jahren mit den geburtenstarken Jahrgängen von 1955 bis 1964 fast 13 Millionen Arbeitnehmer aus dem Erwerbsleben ausscheiden, seit Langem unausweichlich, aber erst jetzt krachend in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Das ist immerhin jeder Dritte, und alle Verantwortlichen haben längst erkannt: Mit den Baby-Boomern gehen jahrelang erworbenes Wissen und gewonnene Kontakte in Rente. Hinzu kommt, dass Mitarbeitende der jüngeren Generationen - Millenials, GenZ - deutlich wechselfreudiger als alle Generationen zuvor sind.

Was ist das Alleinstellungsmerkmal von great2know im Vergleich zu Ihren Wettbewerbern?

Martin Steinke: Die meisten Unternehmen haben keinen strukturierten Wissentransfer und Prozess-Software wird nicht eingesetzt. Mit unserem Start-Up setzen wir mit einem gezielten, effizienten und digitalisierten Management von relevantem Wissen dagegen. Wir bieten nachhaltigen Wissenstransfer, um reibungslose Arbeitsabläufe zu ermöglichen und damit die Wettbewerbsfähigkeit jedes Unternehmens zu stärken. Wir lösen das Problem mit unserem skalierbaren, digitalen und nachhaltigen great2know Assistant, der heute schon in Form und Funktionalität einen Schritt in die Zukunft darstellt und einer klaren Vision bis hin zur Echtzeitkonversation mit KI durch Natural Language Processing (NLP) folgt.

In welchen Bereichen werden Ihre Produkte eingesetzt?

Dr. Bettina Volkens: Es gibt sowohl bei der Frage der Einsatzgebiete und der Skalierbarkeit keine Grenzen. Der Wissenstransfer, der heute auch aus Kostengründen Führungskräften und Experten vorbehalten ist, wird durch uns für alle Mitarbeitenden in allen Wechselsituationen möglich: Jobwechsel im Unternehmen, Renteneintritt, Onboarding neuer Talente, Onboarding großer Mitarbeitergruppen, wiederkehrende Wissenstransfers, Sicherung von Expertenwissen, Elternzeitvertretungen oder auch Projektüberführung in die Routine.  Hinzu kommt, dass bei der Dateneingabe des Mitarbeiterwissens heute schon zwischen Tastatur, Sprach- und Videoaufzeichnung gewählt werden kann. Es gibt also auch keine emotionalen Grenzen. Mit unserer Lösung verringern wir den personellen Aufwand, beschleunigen die Einarbeitungszeiten und stärken die Zufriedenheit aller Beteiligten.

Können Sie uns praktische Beispiele für Ihre Anwendungen nennen?

Christine Lutz: Wir haben durch die Zusammenarbeit etwa mit dem Fraunhofer-Institut überaus positive Rückmeldungen erhalten, die auch auf unserer Homepage hör- und erlebbar sind. Vor allem die Tatsache, dass wir bei der Aufnahme von Wissen Fragen stellen, die sich ganz persönlich an den Wissensgeber richten, stößt bei vielen neue Türen des Wissenstransfers auf.    

Wo sehen Sie zukünftig die größte Herausforderung in Ihrer Branche? Was für Lösungen bieten Sie dafür?

Dr. Bettina Volkens: Unsere Branche muss greifbar machen, dass Wissenstransfer heute ein drängendes Thema ist, aber morgen schon eine riesige Herausforderung! Da halte ich es mit dem Siemens-Chef, der schon vor Jahren gesagt hat: „Wenn Siemens wüsste, was Siemens weiß!“ Die wahre Herausforderung liegt allerdings auf der Seite der Unternehmen. Es gibt nahezu keine Wirtschaftsfelder, die aufgrund des demografischen Wandels nicht auf ein massives Problem zusteuern.

Wo sehen Sie Handlungsbedarf bei der Digitalisierung von Unternehmen? Wo sind die größten Hürden?

Christine Lutz: Der Verlust von Wissen kostet laut einer Massingham-Studie allein die Fortune 500-Unternehmen heute schon über 25 Milliarden Euro im Jahr. Und trotzdem finden wir zumeist nur mehr oder weniger analoge Excel-Lösungen für dieses gigantische Problem. Das muss sich ändern, und zwar rasch. Jede Krise zeigt uns das immer wieder deutlich. Ohne eine auf die individuellen Erfordernisse ausgerichtete digitale Unterstützung sind wir zeitlich nicht in der Lage, die Probleme der Zukunft zu lösen.

Martin Steinke: Hürden sind dazu da, Wege zu finden, sie zu meistern. Wir verstehen uns als Pioniere beim Thema Wissenstransfer, weil wir die Barrieren, die die menschliche Natur für den Informationsaustausch darstellt, in unsere Überlegungen einbezogen haben. Wir wollen kein IT-Tool „über den Zaun werfen“ und die Mitarbeitenden überfordern, sondern stehen für eine behutsame Einführung. Dazu gehört, dass wir im ersten Schritt das digitale Mindset und die Bereitschaft Wissen zu teilen, analysieren. Danach entwickeln wir gemeinsam bedarfsorientierte Lösungen. Je ausgeprägter das digitale Mindset und die Bereitschaft Wissen zu teilen ist, desto weniger bedarf es einer analogen Unterstützung. Für uns steht fest: Wissenstransfer ist eine Frage der Einstellung. Deshalb analysieren wir die vorhandene Wissenskultur im Unternehmen und ermitteln, welche zusätzlichen Hilfestellungen die Mitarbeitenden im Umgang mit dem great2know Assistant benötigen.“

Warum sind Sie Mitglied im Arbeitgeberverband HESSENMETALL Rhein-Main-Taunus geworden?

Christine Lutz: Weil uns Hauptgeschäftsführer Dirk Pollert mit der Kernaussage „Ihr Erfolg. Unser Ziel. Gemeinsam im Netzwerk“ überzeugt hat. So will der Arbeitgeberverband HESSENMETALL seine wachsende Anzahl von Mitgliedern gerade auch im Strukturwandel unterstützen, bietet ihnen ein Netzwerk für Erfahrungsaustausch und Nutzen-Sharing und stellt so das Wissen der Besten dieser Gemeinschaft zur Verfügung.

Dr. Bettina Volkens: Hinzu kommt, dass die klare Linie vom Vorstandsvorsitzenden Wolf Matthias Mang deckungsgleich mit unserem Profil ist. HESSENMETALL setzt regelmäßig neue Impulse, treibt Innovationen voran, ermöglicht einen ständigen Erfahrungsaustausch und dadurch Teilhabe am gebündelten Wissen. Des Weiteren schätzen wir die individuelle Betreuung der Start-ups, die uns Möglichkeiten des Austauschs und der Positionierung bietet.

                                                                                                                                                                                                                         

Machen Sie mit:

Gemeinsam mit Prof. Dr. Daniel Beimborn (Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, Universität Bamberg) und Yannick Hildebrandt (Doktorand, Universität Bamberg) will great2know der Frage nachgehen: Wie bedeutsam sind die Prozesse des Off- und Onboardings aus Sicht der Mitarbeitenden?

Hierfür führen sie eine qualifizierte Befragung durch. Die Beantwortung des Fragebogens wird ca. 10-15 Minuten in Anspruch nehmen. Selbstverständlich werden die Daten vertraulich behandelt. Umfrage zum Wissenstransfer Survey (surveymonkey.de)

Aniki Radde

Referentin Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit

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