Fünf-Fragen-Interview

Horst Scharf – Geschäftsführer FORMAT Software Service GmbH


Herr Scharf, könnten Sie Ihr Unternehmen bitte kurz vorstellen?

Die FORMAT Software Service GmbH ist ein familiengeführtes Softwareunternehmen und entwickeln Lösungen für die Außenhandels-, Zoll- und Versandabwicklung – bereits seit über 37 Jahren. Hierzu zählen Bereiche wie: Logistics & Supply Chain, Origin of Goods & Preferences, Customs und Trade Compliance. Dies alles ist für Unternehmen, die am Außenhandel beteiligt sind, nicht wegzudenken – egal, ob es sich um die komplette transparente Lieferkette, die obligatorische Zollabwicklung oder Bereiche in der Trade Compliance handelt. Ein Beispiel hierfür ist die per Verordnung oft unterschätzte vorgeschriebene Sanktionslistenprüfung. Unternehmen in Deutschland müssen sicherstellen, dass sie mit keiner sanktionierten Person oder Organisation zusammenarbeiten. Diese Zusammenarbeit hat viele Gesichter: Sie geht von Lieferanten über Kunden, Personal, Transportdienstleister, ja sogar über manche gelisteten Transportmittel wie Schiffs-Schattenflotten – schlichtweg über alle Kontakte eines Unternehmens hinweg. Aufgrund der politischen Entwicklungen, bei der sich Sanktionslisten kurzfristig ändern, ist es wichtig, immer upgedatet zu sein. Hierfür bieten wir eine automatisierte Sanktionslistenprüfung an.

 

Was ist Ihre Gründungsgeschichte?

Aus einer Freundschaft zwischen meinem Schwiegervater, dem EDV-Leiter einer Bekleidungsfirma, und einem englischen Programmierer, entstand die Idee zur Gründung im Jahr 1988. Beide waren sich schnell einig, dass es im Bereich Import und Export großes Verbesserungspotential gab. Bei einem Rheingau-Spaziergang beschlossen sie, die Idee in die Tat umzusetzen und entwickelten eine erste Software-PC-Lösung.

Der Name „FORMAT“ leitet sich dabei von einem ersten Produkt ab: der formatierten Datenerfassung für die Groß-EDV-Anlage ICL. Bereits wenige Monate nach der Unternehmensgründung kam ich dazu. Nach meinem Start als Allrounder im Customizing, Vertrieb, bei Schulungen und vielem mehr erhielt ich später die Prokura und auch danach die Geschäftsführung, die mein Schwiegervater krankheitsbedingt nicht mehr fortführen konnte. Eine prägende Anekdote aus der Anfangszeit: Mit einem FUJITSU-Nadeldrucker demonstrierten wir beim Kunden die rasante Erstellung von Formularen mit Durchschlägen. Das laute Stakkato, der wackelnde Tisch und der extreme Geschwindigkeitsvorteil beeindruckten die Zuschauer, die bisher Stunden für diese Aufgaben brauchten – unsere Softwarelösung erledigte es nur in wenigen Minuten. Dabei erkannte damals der Geschäftsführer eines Kunden die Leistung und Verantwortung seines Zollsachbearbeiters und er bekam als Anerkennung ein neues Büro und eine Gehaltserhöhung.

 

Was war der letzte Meilenstein für Ihr Unternehmen und welche Chancen und Herausforderungen begegenen Ihnen aktuell?

Die Digitalisierung und die Artificial Intelligence (AI) bieten eine große Chance und bringen gleichzeitig auch etliche Herausforderungen mit sich. Vor bereits fünf Jahren haben wir ein AI-Team gegründet und erst einmal interne Lösungen entwickelt. Seit diesem Jahr setzen wir die AI nun auch in den Bereich Zoll-Tarifierung ein. Unsere neue Lösung NIC ermittelt die korrekte Warennummer beim Tarifieren in Sekundenschnelle. Tarifieren bedeutet im Zollwesen, eine Ware anhand ihrer Beschaffenheit und Verwendung der richtigen Warentarifnummer zuzuordnen, um die geltenden Zollsätze, Einfuhrabgaben und Vorschriften festzulegen. Hierzu braucht es so viele Details wie möglich. Es ist ein Unterschied, ob z.B. ein Pullover gestrickt oder gewirkt ist, er aus synthetischen Fasern, Wolle oder Baumwolle besteht, ob er für Frauen oder Männer ist. NIC ist in der Lage sowohl Texte, Bilder und Datenblätter schnell zu analysieren und entsprechende Vorschläge und Begründungen dafür zu liefern. Im Alltag erspart dies am Ende enorm viel Zeit.

 

Was bedeutet Ihr Standort für die FORMAT Software Service GmbH?

Seit unserer Gründung ist unser Unternehmenssitz in Dreieich. Vor drei Jahren sind wir im Rahmen unseres Wachstums in größere Räumlichkeiten umgezogen und haben uns erneut bewusst für den Standort Dreieich entschieden. Unsere Kunden achten verstärkt auf Datensicherheit, weshalb wir darauf achten, dass unsere Softwarelösungen in Deutschland sowohl entwickelt als auch gehostet werden. Mit den Gütesigel „Software Made in Germany“ und „Software Hosted in Germany“ vom Bundesverband IT-Mittelstand e.V. können wir dies belegen. Darüber hinaus ist es uns wichtig, über Wirtschaftskammern und Verbände, wie beispielsweise HESSENMETALL oder BVZH, regional vernetzt zu sein, und freuen uns immer wieder, wenn wir Mitarbeitende einstellen, die aus unmittelbarer Nähe kommen. Auch wenn mobiles Arbeiten möglich ist, legen wir großen Wert auf Mitarbeitendenbindung. Das fällt leichter, wenn viele aus der Region kommen. Der persönliche Austausch ist uns – trotz aller Digitalisierung – ein hohes Gut.

 

Sie sind ein ausbildendes Unternehmen. Wie sieht die Fachkräftesicherung bei Ihnen aus?

Bei FORMAT haben wir Mitarbeitende, die seit der Anfangszeit dabei sind und bald in den Ruhestand gehen. Als Arbeitgeber möchten wir garantieren, dass das angesammelte Fachwissen nicht verloren geht, sondern weitergegeben wird. Deswegen kümmern wir uns rechtzeitig um Nachfolgerinnen und Nachfolger und achten darauf, die heutige Generation entsprechend auszubilden. Hierzu zählen unter anderem die Berufe Fachinformatiker/-in Systemintegration sowie in der Anwendungsentwicklung und Kaufmann/-frau für Büromanagement sowie für IT-System Management. Durch die rasante Entwicklung in unserer Branche haben wir auch stets interessante Stellen zu vergeben. Unsere Türen stehen offen!

 

Talisa Dean

Leiterin PR & Bildung
Offenbach und Osthessen

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