Transformation, Transparenz und Tempo

Netzwerk startet durch

Es geht um das Fahrzeug und um die Fertigung der Zukunft – das hob Dr. Matthias Künzel beim Kick-off-Event des Transformationsnetzwerk Region Kassel (TRegKS) hervor. Der Vertreter des Projektträgers VDI/VDE Innovation + Technik GmbH machte zugleich deutlich: „Die Transformation benötigt kompetente, engagierte und gut vernetzte Menschen.“ Nun sei das hiesige Netzwerk gefragt, auf die Region abgestimmte Maßnahmen zu erarbeiten.

Das regionale Netzwerk aus Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Vertretern aus Bildung, Gesellschaft und Politik jedenfalls war zu der Auftaktveranstaltung bereits gut vertreten: Rund 140 Teilnehmende informierten sich in der Stadthalle Baunatal darüber, wie die fünf Konsortialpartner eine Strategie erarbeiten, um die Region zu einem nachhaltigen und innovativen Technologie- und Produktionsstandort für die Mobilitätswirtschaft mit klimafreundlichem Anspruch zu transformieren.

 

Region Kassel geht voran und will Chance für eine gute Zukunftsentwicklung ergreifen
Andreas Siebert, Landrat des Landkreises Kassel, machte in seiner Begrüßung deutlich, wie elementar wichtig der Prozess für die von der Fahrzeug- und Zuliefererindustrie geprägten Region sei. Nicht zuletzt auch deswegen, weil es „demokratiestützend ist, wenn es den Menschen in der Region gut geht“. Er wünschte dem bis Mitte 2025 laufenden TRegKS-Prozess viel Erfolg und der Region viele innovative Ansätze, um den Wandel als Chance zu verstehen.

In dem Netzwerk arbeiten Arbeitgeber, Gewerkschaften, Bildungsträger, Universität sowie Stadt und Landkreis Kassel gemeinsam an einer regionalen Transformationsstrategie: Nach der Kick-off-Veranstaltung startet nun die konkrete Arbeit in insgesamt sechs Expertengruppen zu den Themenbereichen Arbeitsbeziehungen, Digitalisierung, Dekarbonisierung, Qualifizierung, Mobilität der Zukunft und Standortentwicklung.

„Wer sich nicht verändert, bleibt stehen“, sagte eine Mitarbeiterin von VW Baunatal in einem Video-Einspieler, der vor der Diskussionsrunde mit Unternehmern, Beschäftigten und Wissenschaftlern gezeigt wurde: „Ich stehe der Transformation positiv gegenüber.“ Ein Mitarbeiter des Mercedes-Benz-Werks in Kassel ergänzt: „Wir haben die Chance mitzuwirken: Es gibt viele neue Tätigkeiten, dafür müssen wir auch viel lernen.“

Dass es noch andere Probleme gibt, darauf wies Referent Hanno Kempermann hin. Der Geschäftsführer der IW Consult war vorsichtshalber nicht mit seinem E-Auto aus Köln angereist: In Hessen, so der Analyst des Instituts der deutschen Wirtschaft, benötige man eigentlich rund 35.000 Schnellladepunkte – tatsächlich gebe es aktuell aber nur etwa 1000.

Zusätzlich warnte der Experte, gingen hierzulande erhebliche Innovationspotenziale dadurch verloren, dass nicht genügend Industrieflächen vorhanden seien. Trotzdem sei er insbesondere in Bezug auf Elektrifizierung und Automatisierung am Standort Hessen ganz guter Hoffnung: Man sei zwar spät gestartet, aber dafür dann mit Turbo.

Wichtiger Austausch zwischen KMU und OEM
Julia Esterer, Geschäftsführerin der Dr.-Ing. Ulrich Esterer GmbH & Co. Fahrzeugaufbauten und Anlagen KG, setzt auf die Beteiligung vieler kleiner und mittlerer Unternehmen am Transformationsnetzwerk. Zugleich hob die Unternehmerin in einer Diskussionsrunde hervor, dass es einen partnerschaftlichen und transparenten Austausch mit den OEMs auf Augenhöhe geben müsse.

Dazu meinte Carsten Büchling, Vorsitzender des Betriebsrates VW Werk Baunatal: „Es gibt ein beiderseitiges Interesse an einem guten Austausch: Ich bin mir sicher, dass beide Seiten voneinander lernen können.“

Bei aller Notwendigkeit der Transformation, das betonte Marco Gajewski, Leitung Produktion Light Duty, Logistik & Querschnittsfunktionen im Daimler Truck AG Werk Kassel, dürfe man aber nicht das konventionelle Geschäft vergessen, dass neue Technologien noch immer finanziere. Mit der gleichzeitigen Produktion konventioneller Achsen und der e-Achse ist das Mercedes-Benz Werk Kassel in jedem Fall gut aufgestellt.

Anna Werner, Jugendauszubildendenvertreterin bei Alstom, erklärte, dass ihr als Vertreterin der Jugend und damit der Generation, die besonders betroffen von dem schnellen Wandel und der Transformation ist, besonders wichtig ist, dass alle Beteiligten gleichermaßen abgeholt und mitgenommen werden. Eine gute Grundausbildung, in Form unserer Dualen Ausbildung, ist ein wichtiger Baustein für diesen Erfolg. Ihrer Meinung nach sind gut ausgebildete Facharbeiterinnen und Facharbeiter die wichtigste Ressource für eine erfolgreiche Transformation.

BildungsHackathon im September
Angesichts des technischen Fortschritts, der sich rasant verändernden Anforderungen in der Arbeitswelt und des immensen Fachkräftemangels, ist Qualifizierung ein zentrales Thema des regionalen Netzwerks: Am 21. und 22. September wird der VSB Nordhessen daher zu einem großen BildungsHackathon nach Kassel einladen. In zwei Tagen sollen kollaborativ im Team kreative Lösungskonzepte zu drei Herausforderungen aus dem Bildungsbereich entstehen. Weitere Infos: https://hackathon.vsb-nordhessen.de/

Erste Podcast-Episode veröffentlicht
Pünktlich zur Auftaktveranstaltung wurde am 20. Juni auch die erste Episode des TRegKS-Podcasts veröffentlicht, in der Jürgen Kümpel (Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands HESSENMETALL Nordhessen) und Kai Wittrock (Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Kassel) über die aktuelle Situation der Automobilindustrie in Stadt und Landkreis und die Hintergründe der Zusammenarbeit informieren.

Von gewerkschaftlicher Seite steht am 28.06.2023 von 9.00 bis 15.00 Uhr das erste Netzwerktreffen für betriebliche Interessensvertretungen im Rahmen des Projekts an. Hier bieten der DGB und das DGB Bildungswerk Hessen e.V. eine Vernetzungsplattform, um gemeinsam, branchenübergreifend mit den Betriebs- und Personalräten die Herausforderungen der Transformation für die Beschäftigten in der Region zu diskutieren und erste Qualifizierungs- und Beratungsbedarfe zu ermitteln.

Auftaktveranstaltung „Transformation Mobility Hub“
Herausforderungen aufnehmen und zielgerichtet mit der Universität Kassel lösen, ist ein Angebot von UniKasselTransfer. Die 1. Info-Veranstaltung findet am 28.09.2023 um 17 Uhr im Science Park statt. Informieren Sie sich im anonymen Umfragetool und reichen Sie ggf. Ihre Herausforderungen ein.

Gleichzeitig startete die Community-Plattform, auf der sich interessierte Bürgerinnen und Bürger kostenlos registrieren können, um die Arbeit zu verfolgen und zu begleiten. Hier können Sie dabei sein: www.tregks.de

Hintergrund
TRegKS – das Transformationsnetzwerk Region Kassel wird im Auftrag von Stadt und Landkreis Kassel durch die Wirtschaftsförderung Region Kassel GmbH koordiniert, als Partner kooperieren der Arbeitgeberverband HESSENMETALL Nordhessen, der DGB Hessen-Thüringen Region Nordhessen, der Verein für Sozialpolitik, Bildung und Berufsförderung e.V. (VSB-Akademie der Wirtschaft), das DGB Bildungswerk Hessen e.V., UniKasselTransfer (Universität Kassel) und die Gebietskörperschaften.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) fördert das Transformationsnetzwerk mit dem Förderprogramm „Transformationsstrategien für Regionen der Fahrzeug- und Zuliefererindustrie“ von 2023 an bis Mitte 2025 mit 3,1 Millionen Euro.

Näheres zum Transformationsnetzwerk der Region Kassel

Jens Nähler

Leiter der Pressestelle Kassel

Zurück