Humane und künstliche Intelligenz komplementär zusammenführen

Virtueller Lunch-Talk mit Prof. Dr. Yasmin Weiß

Am 08.03.2023 hat sich das HESSENMETALL Netzwerk Frauen in Führungspositionen (HMFF) anlässlich des Weltfrauentags online zu einem Lunch-Talk mit Prof. Dr. Yasmin Weiß getroffen. Das Thema „Future Skills – wie KI unsere Arbeitswelt revolutioniert“ – ist Passion und Fachgebiet der Professorin, Aufsichtsrätin, Autorin und Speakerin. Die HMFF-Projektleiterinnen Isabelle Himbert und Sabine Stoll Wewior boten den Mitgliedern des Netzwerks mit dieser Veranstaltung die Möglichkeit, Einblicke in neue technologische Entwicklungen zu erhalten, um ihre Rolle als Führungskraft in diesem Kontext besser einschätzen zu können. „Die Welt und so auch die Arbeitswelt befinden sich in einem rasanten und permanenten Wandel, an den wir uns immer schneller und agiler anpassen müssen“, sagte Weiß und nahm Bezug auf den aktuell zugespitzten Transformationsdruck durch einschneidende globale Multikrisen. Hierzu zählte sie zum Beispiel die Folgen der Pandemie, den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und die damit verbundene Energiekriese sowie den ökologischen und demographischen Wandel.

Die Digitalisierung nahm in ihren Ausführungen die übergreifende Rolle eines Spannungsfeldes mit ebenso großem Potenzial ein – insbesondere hinsichtlich der bahnbrechenden Fortschritte in der künstlichen Intelligenz. Statt Endzeitszenarien zu fürchten und sich auf mögliche Nachteile zu fokussieren, sei es deshalb insbesondere als Führungskraft im Unternehmen essentiell, positive Narrative rund um neue Technologien und ihren Einsatz im Arbeitsalltag zu fördern. Es sei entscheidend KI zukünftig als Assistenz zu nutzen, die dadurch frei gewordenen Ressourcen vom Menschen systematisch an anderer Stelle wieder einzusetzen und so einen neuen humanen USP zu definieren, der die Zusammenarbeit mit KI einschließe. „Ziel ist es humane und künstliche Intelligenz komplementär zusammenzuführen und so neue Lösungen zu finden – gerade für allumfassende Multikrisen, so wie es auch mit dem Corona-Impfstoff gelungen ist. Ich will mir gar nicht ausmalen, wo wir da heute ohne KI stehen würden“, so Weiß.

„Veränderung muss im Unternehmen Normalität sein“

Basierend auf aktueller Forschung skizzierte Weiß im Verlauf ihres Talks eine Entwicklung in der digitalisierten Arbeitswelt, die bis 2035 von atemberaubender Veränderungsgeschwindigkeit und -intensität geprägt sein wird. Um diese Transformation – die, laut Weiß, nicht nur eine kleine technische Elite bestimmen sollte –­ gut zu meistern und mitzugestalten, sei ein verantwortungsvoller, ethischer und inklusiver Wandlungsprozess notwendig. Man müsse sich darauf konzentrieren, herauszufinden wie KI so vielen Menschen wie möglich dienen könne, um weitläufigen und nachhaltigen Wohlstand zu generieren. „Disruptive Technologien, wie KI, verändern die Arbeitswelt von morgen radikal. So auch beim Fachkräftemangel. Führungskräfte müssen diese Veränderungen schnell erkennen, KI nutzen, um Prozesse zu automatisieren und für ihre Teams neue Fähigkeitsfelder zu erschließen sowie effizient zu betreuen“, sagte Weiß. Neben dem Einsatz von KI für virtuelle Arbeitswelten und zugehörige Effekte auf New-Work-Modelle, betonte sie die Schlüsselrolle einer ausgeprägten Lernkultur im Unternehmen. „Unternehmensangehörige auf allen Ebenen brauchen niederschwellige, angstfreie und kontinuierliche Lernangebote. Und Führungskräfte müssen diese geistige Flexibilität des lebenslangen Lernens vorleben“, bekräftigte sie. „Veränderung muss in der Arbeitswelt Normalität sein – und da spreche ich als Wissenschaftlerin und Unternehmerin“.

 


Lernen als fester Termin im Kalender

Im anschließenden Austausch mit den Teilnehmerinnen gab Prof. Dr. Yasmin Weiß unter anderem konkrete Tipps, um diese „holistische“ Unternehmenskultur zu fördern, als sie nach dem Umgang mit den Mitarbeitenden gefragt wurde, die auf Veränderung – gerade beim Thema Digitaliserung – häufig abwehrend reagieren. „Neben Zielvereinbarungen, ist es wichtig das Gespräch mit betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu suchen und rauszufinden, woher die Abwehrhaltung wirklich kommt und dauerhaft attraktive Angebote zur Verfügung zu stellen, die einzelne dort abholen, wo sie stehen.“ Daraufhin diskutierte Weiß mit den HMFF-Mitgliedern verschiedene Optionen, wie spezielle Aktionstage, sogenannte „Freaky Fridays“ oder „Fresh Fridays“, an denen regelmäßig Arbeitsstunden für Fortbildungszwecke reserviert werden. „Nach dem Lernen sollten Sie immer schnell an die Umsetzung gehen und neues Wissen so zügig wie möglich in der Praxis umsetzen“, so Weiß, denn das habe den entscheidenden sinnstiftenden und wissensspeichernden Effekt. An dieser Stelle knüpfte sie abschließend nochmals an das Konzept der positiven Narrative zu Veränderung an: „Wir müssen eine Kultur schaffen und pflegen, die von positiven und ehrlichen Narrativen lebt, nur dann haben wir die nötige rationale und emotionale Offenheit, die wir brauchen, um auch in unsicheren Zeiten wie heute Sicherheit zu schaffen“.


Redaktion und Text: Talisa Dean

Katja Farfan

Leiterin Digitales, Technologietransfer und Startups

Zurück