Kunzlerstrom

"Ein Blackout macht uns keine Angst"

Wirtschaftszeitung Aktiv vom 19. November 2022

Chef-Interview - Thomas Moog von Kunzlerstrom über den Run auf seine Notstromtechnik


Maintal.
Kunzlerstrom in Maintal ist ein bekannter Spezialist für Notstromtechnik und die gut 30 Beschäftigten des Familienunternehmens haben gerade alle Hände voll zu tun. aktiv sprach mit dem Inhaber Thomas Moog über die für ihn und sein Team besonders herausfordernden Zeiten.

Herr Moog, haben Sie Angst vor einem Blackout?

Nein, ein Blackout macht uns hier keine Angst. Denn einen echten Blackout, also einen unkontrollierten, flächendeckenden Zusammenbruch des Stromnetzes, wird es meines Erachtens nicht geben.  Regionale Ausfälle, von einigen Stunden bis zu mehreren Tagen könnten vielleicht öfter vorkommen, aber die dürften dann relativ schnell wieder behoben sein.  Es sollten halt alle vernünftig bleiben und nicht das ohnehin „gestresste Netz“ mit zum Beispiel zusätzlichen Heizlüftern überlasten. Wir merken, dass das Thema die Leute umtreibt. Die Anfragen nach Notstromtechnik sind bei uns so hoch wie noch nie.

Wer fragt an, wer sind Ihre Kunden?

Aktuell Unternehmen mit hohem Energieverbrauch, der Zivil- und Katastrophenschutz, die Infrastruktur (z.B. Wasserwerke) und die öffentliche Hand. Im Allgemeinen planen und bauen wir Notstromtechnik für große Industrie-, Wohn- oder Verwaltungsgebäude, für Kliniken, Kulturhäuser und auch für Rechenzentren. Die können sich selbst kurzfristige Ausfälle nicht leisten und sorgen deshalb vor. Wir hatten deshalb schon immer gut zu tun. Aber aktuell ist es extrem. Viele vergessen dabei, dass wir nichts produzieren, was man fertig im Regal stehen hat. Bei uns geht es um komplexe Anlagen, die individuell geplant und gebaut werden.

Warum muss man so etwas individuell planen?

Weil jedes Gebäude, jede Anwendung anders ist. Ich muss wissen, was konkret mit Notstrom versorgt werden muss und wie die reguläre Versorgung ist. Reichen acht Stunden aus oder will der Kunde einen Puffer über mehrere Tage? Gibt es einen Raum oder brauchen wir Container? Für jeden Kunden erarbeiten wir ein eigenes Konzept. Und natürlich bieten wir auch einen Rund-um-die-Uhr-Service an. Es macht mich stolz, dass uns sogar Sachverständige den Bauherren empfehlen. Wenn wieder ein neuer Wolkenkratzer oder eine neue Wohnsiedlung in Frankfurt oder Rhein-Main geplant wird, sind wir sehr oft beratend zum Thema Notstromtechnik im Boot. Ganz aktuell in Frankfurt beim Präsidium sowie der Stadtkernverdichtung an der Moselstraße.

Was ist das Besondere an den Notstromanlagen von Kunzlerstrom?

Sie funktionieren wirklich, wenn sie gebraucht werden. Das klingt befremdlich, aber es ist so und das Ergebnis von sehr viel Aufwand, den wir betreiben. Alles wird bei uns intensiv getestet und auch die von MTU oder Volvo zugelieferten Motoren kommen nach Zusammenbau mit den Generatoren dann als funktionsfähiges Aggregat in unser eigenes Prüffeld. Das Aggregat ist das Herzstück einer Anlage und bedarf daher besonderer Prüfung und Kontrolle. Darum planen wir dann Kühlung, Lüftung, Kraftstoffversorgung und die automatische Schaltanlage, welche die erzeugte Notstromenergie in das SV-Netz (Sicherheitsstromversorgung) einspeist. Fällt das AV-Netz (Allgemeinstromversorgung) warum auch immer einmal aus, springt unsere Anlage an und liefert sofort zuverlässig Strom für alle notstromberechtigten Verbraucher.

Wie groß sind solche Anlagen?

Wir arbeiten in einem Leistungsbereich von 20 bis 2.000 kVA (Kilovoltampere).  20 kVA reichen für ein Mehrfamilienhaus, etwa 80 kVA wird man für die Pumpen in einem kleineren Wasserwerk, 500 kVA bei einem größeren Wasserwerk vorsehen. Bei großen Anlagen, etwa für Kliniken oder Rechenzentren, sind wir mit 1.600 bis gut 2.000 kVA unterwegs. Diese füllen dann Räume von 60 bis 100 Quadratmetern aus. Bei allen Motoren, Generatoren und elektrischen Bauteilen haben wir aktuell sehr lange Lieferzeiten, bei Motoren in der Größenordnung 1.600 kVA aktuell etwa zwei Jahre.

Warum sind Lieferzeiten so lang?

Das liegt an den Lieferengpässen – viele elektronische Bauteile, die in Steuerungen der Motoren und Schaltern eingebaut sind, kommen aus China. Lieferanten können uns nicht einmal sagen, wann sie liefern können und was das Produkt zum Liefertermin kosten wird. Und der Fachkräftemangel! Wir setzen Projektplaner, Elektriker und Monteure ein, bis die Anlagen eingebaut sind und funktionieren, und solche Fachkräfte sind kaum noch zu finden. Da hilft auch unsere eigene Ausbildung nicht mehr. Wir suchen aktuell fünf weitere Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter allein im Bereich Elektro oder Mechatronik. Die könnten sofort anfangen.

Sie sind dennoch optimistisch und haben gerade ein neues, eigenes Gebäude bezogen…

Ja. Ich habe ein tolles Team und zwei meiner Söhne sind mit im Unternehmen, so dass wir gut in die Zukunft investieren können. Der Neubau wird die Arbeit erleichtern, denn er ist perfekt auf die Abläufe hier zugeschnitten, hat ein nachhaltiges Gesamtkonzept und berücksichtigt alle Anforderungen im Hinblick auf die Digitalisierung.

Sind Sie gerne Unternehmer?

Ja. denn ich bin unabhängig und kann meine Ideen leben. Nach gut 20 Jahren als Manager in großen Unternehmen wollte ich endlich mein eigener Herr sein. Der Wechsel in einen kleinen Betrieb fiel mir deshalb nicht schwer. Unternehmer sein ist einfach meins und gibt mir die notwendige Energie, auch wenn ich nur wenig Freizeit habe. Normalerweise verpasse ich kein Heimspiel der Eintracht Frankfurt, aber ausgerechnet beim 5 zu 1-Sieg über Bayer Leverkusen im Oktober saß ich in meinem Büro am Schreibtisch. Denn nur am Samstag habe ich dort die Ruhe für Angebote und Kalkulationen.  Und wenn ich dafür dann länger brauche, dann ist das halt so. Das gehört zum Unternehmer sein nun mal dazu.

Warum sind Sie Mitglied bei HESSENMETALL?

Tatsächlich bin ich über die Eintracht zu HESSENMETALL gekommen. Bei einem Heimspiel habe ich Friedrich Avenarius kennengelernt, den Geschäftsführer der HESSENMETALL Bezirksgruppe Rhein-Main-Taunus. Nachdem ich erfahren hatte, wie vielfältig die Unterstützung für die Mitgliedsunternehmen ist und was für eine tolle Plattform HESSENMETALL seinen Mitgliedsunternehmen bietet, fiel mir die Entscheidung einer Mitgliedschaft sehr leicht. So sind etwa die angebotenen Info- und Weiterbildungsveranstaltungen. egal ob es um Arbeitsrecht, Aus- und Weiterbildung oder auch Digitalisierung geht, sehr wertig.

Wie finden Sie die Kooperation von Eintracht Frankfurt und HESSENMETALL?

Ich bin seit meinem 15. Lebensjahr Eintracht-Fan und finde die Kooperation mit HESSENMETAL natürlich einfach toll. Sie kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Die Eintracht ist einer der großen Traditionsvereine im deutschen Fußball mit heute 115.000 Mitgliedern und muss sich gerade, genau wie unsere Branche, der Herausforderung Digitalisierung stellen und das gelingt ihr recht gut. Zudem sind im Umfeld des Vereins unglaublich viele junge Menschen unterwegs, die wir durch die Kooperation für unsere Industrie und unsere Berufe begeistern können.

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Zur Person Thomas Moog:

Geboren 1960 in Idstein/Taunus, verheiratet, drei Kinder

1982: nach Facharbeiter- und Technikerausbildung Studium der Elektrotechnik in Rüsselsheim

1985: Abschluss Diplom-Ingenieur und Start bei Mitsubishi Electric, Ratingen

2000: Geschäftsführer bei OK International in Groß-Gerau

2005: Übernahme der Dieter Kunzler Elektrotechn. Fabrik in Maintal und Ausbau zu Kunzlerstrom