„Unsere Technik schützt Leben“
Chef-Interview: Marcus Wildschütz von FAUDI Aviation in Stadtallendorf über Filter und Sensorik für sicheres Fliegen
Das Familienunternehmen FAUDI Aviation in Stadtallendorf ist Markt- und Innovationsführer auf dem Gebiet der Filtration und Reinigung von zivilen und militärischen Flugkraftstoffen. Der geschäftsführende Gesellschafter Marcus Wildschütz erklärt beim aktiv-Besuch, warum die Produkte für sicheres Fliegen unerlässlich sind.

Herr Wildschütz, mit Ihren Produkten tragen Sie zum sicheren Fliegen bei. Fliegen Sie gerne und ganz entspannt?
Solange ich an einem Flughafen starte, bei dem wie hier in Deutschland internationale Standards eingehalten werden, fliege ich gerne. Wir entwickeln und produzieren die wohl besten und zum Teil sogar einzigartigen Filtrationslösungen, also Behälter, Filterelemente und Sensoren, die man zum Reinigen von Kerosin vor dem Flug braucht. Sie sind nicht im Flugzeug selbst dabei, aber im Vorfeld. Wenn ich weiß, dass die dort im Einsatz sind, bin ich sehr entspannt.
Sind diese Filtersysteme an jedem Flughafen zu finden?
Nicht an jedem, aber an vielen. Sie kommen in Terminals und Flughafendepots zum Einsatz, auf dem Rollfeld bei Betankungssystemen und -fahrzeugen und sogar schon in den Raffinerien. Unsere Lösungen findet man auch auf einfachen Flugplätzen, denn auch die Piloten von Kleinstflugzeugen gehen gerne auf Nummer sicher.
Warum muss man Luftfahrtkraftstoffe wie Kerosin filtern?
Das ist wichtig, um die Sicherheit und Effizienz der Betankung zu gewährleisten. Feststoffe und auch Wasser aus dem Kraftstoff muss man entfernen, damit nur sauberes, trockenes Kerosin in die Tanks gelangt. Kleine Partikel wie Rost, Staub oder Sand könnten in Pumpen, Leitungen und den Triebwerken Schäden verursachen. Wasser im Kerosin kann die Verbrennung im Triebwerk stören und sogar zum Ausfall führen, weil es in großen Höhen gefriert und die Eiskristalle, wie Schmutzpartikel, alles verstopfen. Deshalb gelten in der internationalen Luftfahrt strenge Standards für die Kraftstoffqualität. Das Filtern beim Betanken ist eine dieser vorgeschriebenen Maßnahmen.

Unsere Leser bekommen Ihre Produkte aber nie zu Gesicht, oder?
Die Filter sind im laufenden Betrieb nicht zu sehen, auch wenn sie weltweit an Flughäfen, in Tankanlagen und auch bei der Betankung von Helikoptern im Einsatz sind. Wenn man als Passagier noch vor dem Boarding das Betanken beobachten kann, ist man aber ganz nah dran an unseren Filtern und der Sensorik.
Neben dem Filtern bekommt die Sensorik immer mehr Bedeutung. Warum?
Wir sind Pioniere, wenn es auch um die Überwachung des Kraftstoffzustands geht. Das heißt, wir entwickeln innovative Technologien wie elektronische Wassersensoren, Steuerungselektronik und Systeme zur Aufnahme des Differenzdrucks und des freien Wassergehalts sowie anderer Qualitätsparameter der Kraftstoffe. Alles wird automatisch aufgezeichnet und bewertet. So kann der Betreiber jederzeit sehen, ob der Kraftstoff den Vorgaben entspricht. Damit wird alles wirtschaftlicher und vor allem auch sicherer.
Wie hat sich FAUDI Aviation entwickelt?
Der Ingenieur Fritz Faudi hat das Unternehmen 1938 als FAUDI Feinbau gegründet. 1973 kam dann das erste Luftfahrtfiltrationssystem auf den Markt. Nach einer wechselvollen Geschichte habe ich die FAUDI Aviation 2003 über ein Management-Buy-out-Verfahren übernommen und weiter ausgebaut. Damals arbeiteten hier 28 Menschen und der Umsatz lag bei 4,5 Millionen Euro. Jetzt sind es fast 50 Millionen Euro und 150 Beschäftigte in der Sefiso-Gruppe. Die haben wir 2024 als Dachgesellschaft gegründet für weiteres Wachstum auch in anderen Geschäftsfeldern und Branchen, darunter Diesel-Industrie, Chemie und Pharmazie, die Versorgungswirtschaft sowie Lebensmittel- und Getränke-Industrie. Zudem haben wir eine eigene Akademie aufgebaut, um die Bediener der Filteranlagen zu schulen. Denn auch die beste Filteranlage kann versagen, wenn sie falsch bedient wird.

Wie war das für Sie, Ihr eigener Chef zu werden?
In vieles wächst man hinein, mit Verantwortungsbewusstsein, Neugier und einem klaren Wertekompass. Wichtig ist es, zuhören zu können und Entscheidungen zu treffen. Als sich für mich die Chance zur Übernahme ergab, bekam ich bei Banken anfangs nur die rote Karte. Aber Familie, Freunde und auch Mitarbeiter glaubten an mich und stiegen finanziell mit ein. Gemeinsam habe wir ein Zukunftskonzept erarbeitet und sind in die Sensorik eingestiegen, da es die in der Filtrationstechnik damals so nicht gab. So haben wir uns die Markt- und Technologieführerschaft dann hart erarbeitet.
Wir sind in turbulenten Zeiten. Wie geht es dem Unternehmen aktuell?
Natürlich spüren auch wir die Herausforderungen, von geopolitischen Unsicherheiten bis hin zu den regulatorischen Hürden. Wir kämpfen bei einem Neubau gerade mit den Behörden um eine Baugenehmigung, die viel länger dauert als erwartet. Aber wir setzen auf langfristige Kundenbeziehungen, Innovation und eine starke Mannschaft. 2021 haben wir FAUDI Aviation America gegründet mit Sitz in Colorado Springs und betreuen von dort aus die Kunden in Nord- und Südamerika. Weitere Standorte haben wir in Dubai und Singapur. Amerika ist das Land der meisten Flugbewegungen und verbraucht fast die Hälfte des gesamten Flugzeugtreibstoffs weltweit. Deshalb sind wir dort besonders aktiv.
Was braucht der Mittelstand, damit es in Deutschland wieder besser läuft?
Ganz klar: verlässliche Rahmenbedingungen, weniger Bürokratie und eine Politik, die Innovation fördert und nicht hemmt.
Zur Person:
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Interview: Maja Becker-Mohr // Fotos: Gerd Scheffler
Kontakt
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Scharnhorststrasse 7B
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