„Wir machen Hackern das Leben schwer“
Chef-Interview: Jens Lambrecht, Niederlassungsleiter Wiesbaden und Neuss des IT-Dienstleisters SCALTEL, weiß, wie Betriebe sich gegen Cyber-Kriminelle wappnen können
Laut Digitalverband Bitkom nahm die Zahl der digitalen Angriffe auf deutsche Unternehmen 2024 weiter zu. 74 Prozent der Firmen sind von Datendiebstahl betroffen. Wie sich Betriebe davor schützen können, erfuhr aktiv im Gespräch mit Jens Lambrecht, Niederlassungsleiter Wiesbaden und Neuss bei SCALTEL in Waltenhofen. Der IT-Lösungsanbieter ist so etwas wie ein virtueller Bodyguard für Unternehmen.

Wirtschaftszeitung Aktiv vom 31. Mai 2025
Herr Lambrecht, war „Irgendwas mit IT“ immer schon Ihr Traumberuf?
Ja, wirklich. 1971 geboren gehöre ich zu der Generation, die die Informationstechnologie und damit die Digitalisierung von Anfang an miterlebt hat. Mein erster Computer war ein Sinclair ZX81, einer der ersten Heimcomputer der Welt. Später hatte ich einen C64 mit Diskettenlaufwerk und damit war mein technisches Interesse dann so richtig entfacht. Auch mein Vater fand Computer megaspannend und war wie ich davon überzeugt: Das ist die Zukunft. Und genau da wollte ich irgendwann auch arbeiten.
Wie ist Ihnen das gelungen?
Nach dem Abitur habe ich Nachrichtentechnik studiert. Neben technischem Wissen wurden da auch die analytischen und strukturierten Denkweisen vermittelt, die für die IT essenziell sind. Seit den 1980ern hat sich die IT weiterentwickelt - vom Internet bis hin zur KI. Das zeigt: IT ist der Enabler, der ‚Möglichmacher‘ für Innovation und Fortschritt. Das macht meine Arbeit so spannend. Als Dienstleister in dem Bereich begeistert es mich, Unternehmen mit modernster Technologie aktiv bei ihren Kerngeschäften zu unterstützen.

Was macht SCALTEL genau?
SCALTEL wurde 1992 von den Brüdern Christian und Joachim Skala in Waltenhofen im Allgäu gegründet und ist heute mit 300 Beschäftigten bundesweit ein führender Managed Service Provider mit dem Fokus auf Cybersecurity und IT-Netzwerke. Unsere Stärke liegt in der Kombination aus technologischem Know-how, individueller Beratung und umfassendem Service – ausschließlich aus Deutschland heraus in deutscher Sprache. Das heißt, wir stellen unseren Kunden maßgeschneiderte IT-Lösungen zur Verfügung und verwalten diese auch - und das 24 Stunden an sieben Tagen die Woche. Denn Hacker arbeiten ja auch rund um die Uhr.
Werden Betriebe in einer digitalen, vernetzten Welt angreifbarer?
Ja! Die zunehmende Vernetzung erhöht die Angriffsfläche für Cyberbedrohungen. Deshalb braucht man umfassende Sicherheitslösungen, wie wir sie bieten. Unser Security Operations Center (SOC) überwacht mit Hilfe einer KI die IT-Systeme und damit das komplette Netzwerk unserer Kunden. Es erkennt und reagiert sofort auf Sicherheitsvorfälle und minimiert so potenzielle Risiken. Zudem können wir auf Kundenwunsch von seinem IT-Netzwerk einen digitalen Zwilling anlegen, der von einer KI ununterbrochen angegriffen wird, um Schlupflöcher aufzudecken. Auch so helfen wir Unternehmen, ihre Cyber-Resilienz nachhaltig zu stärken.
Was passiert da draußen in der virtuellen Welt?
Rund um die Welt sind Hacker unterwegs, um Geld zu erpressen, weil sie nach einem Eindringen Daten und Systeme blockieren und auch zerstören können oder weil sie Daten an andere verkaufen wollen. Schon die Infos zur Überwindung der Firewall von Firmen werden im Darknet offen angeboten. In Netzwerken wird dann Spyware implementiert. Diese Software gelangt zum Beispiel über unüberlegt geöffnete Mails ins System und kann dort über Tage und Wochen Daten sammeln und ausschleusen – oft völlig unbemerkt, wenn kein modernes Schutzsystem wie SOC sie entdeckt und speziell ausgebildete SOC-Ingenieure den Eindringling ausschalten. Die lieben übrigens diese virtuellen Battles auf einer ganz anderen Ebene.

Sie bieten Service 24/7: Was bedeutet das für die Belegschaft und wie motiviert man das Team, das zu leisten?
Unser 24/7-Service stellt natürlich besondere Anforderungen an unsere Mitarbeitenden. Umso wichtiger ist es, dafür gute Rahmenbedingungen zu schaffen. Wir haben ein attraktives Paket aus Homeoffice, mobilem Arbeiten und fairen Zuschlägen geschnürt, das die zusätzliche Belastung ausgleicht und gleichzeitig Flexibilität ermöglicht. Die 24/7-Abdeckung erfolgt bei uns über eine strukturierte Rufbereitschaft, nicht über die klassische Schichtarbeit. Unterstützt werden wir dabei von einer KI, die nachts und an den Wochenenden automatisch prüft, ob eine Störung aus dem Monitoring kritisch ist und welchen Servicelever der jeweilige Kunde gebucht hat. Nur im Bedarfsfall wird die Rufbereitschaft wirklich aktiv. Das entlastet unsere Teams spürbar – und sorgt dafür, dass sie auch langfristig motiviert und zufrieden bleiben.
Wie hart trifft sie der Fachkräftemangel?
Wir spüren ihn, gehen aber offensiv damit um. Wir nutzen alles an Möglichkeiten, um mit jungen Menschen in Kontakt zu kommen und sie früh für die IT-Berufe zu begeistern. Unsere Ausbildungsquote liegt bei rund 20 Prozent. Mir persönlich macht es große Freude zu sehen, wie sich junge Menschen bei uns entwickeln und ihr volles Potenzial entfalten. Menschen zu begleiten und zu fördern ist für mich eine der wichtigsten Aufgaben einer Führungskraft.
Was empfehlen Sie jungen Leuten vor der Berufswahl?
Geht in unterschiedliche Betriebe und schaut euch möglichst viel an. So erlebt man auch Berufe, die weder Lehrer noch Berufsberater kennen. Ein tolles Beispiel dafür ist der Cyber Forensics Spezialist. Der ist dran, wenn ein Hacker zugeschlagen hat und deckt akribisch auf, wie der das angestellt hat, damit dieses Schlupfloch für immer verschlossen werden kann.
Ende 2024 wurde SCALTEL in Los Angeles von CISCO, dem Weltmarktführer für Netzwerkkomponenten, als „Managed Services Partner of the year“ ausgezeichnet. Was bedeutet diese Ehrung für SCALTEL, was bedeutet Sie Ihnen persönlich?
Diese Auszeichnung ist für uns eine bedeutende Anerkennung unserer Leistungen im Bereich Managed Services. Sie bestätigt unsere Strategie, auf höchste Servicequalität und enge Partnerschaft zu setzen. Persönlich erfüllt mich diese Ehrung mit Stolz und sie motiviert unser gesamtes Team und auch mich, weiterhin innovative und kundenorientierte Lösungen zu entwickeln.

Was ist aktuell die größte Herausforderung?
Die zunehmende Bedrohung durch Cyber-Angriffe. Es ist ein Wettlauf, ein permanentes gegenseitiges Aufrüsten. Deshalb muss man in neueste Technologien investieren, in Weiterbildung und mit guten Technologiepartnern kooperieren. Durch meine Erfahrungen aus dem Leistungssport weiß ich genau: Wenn man nicht dranbleibt, hat man schon verloren.
Wie sieht die Zukunft von SCALTEL aus?
Wir wachsen weiter, denn unsere Expertise wird gebraucht. Am Firmensitz in Waltenhofen wird gerade angebaut, um Platz zu schaffen für rund 50 neue Arbeitsplätze und ein Kundenerlebniscenter. Auch in Wiesbaden haben wir genug Platz, um weiter wachsen zu können. Unsere wichtigsten Kunden sind mittelständische Unternehmen, öffentliche Auftraggeber sowie Betriebe aus dem Gesundheitswesen. Und sie alle kapieren immer mehr, dass sie für die Sicherheit mehr tun müssen.
Warum ist SCALTEL Mitglied von HESSENMETALL?
Als IT-Partner der Industrie ist der Austausch mit anderen Unternehmen essenziell. HESSENMETALL bietet eine ideale Plattform für Netzwerken, Kooperationen und Wissenstransfer. Besonders wichtig ist uns, die Mitglieder von HESSENMETALL in ihrer Cyberresilienz zu stärken und sie vor aktuellen Bedrohungen zu schützen.
Zur Person:
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Interview: Maja Becker-Mohr // Fotos: Gerd Scheffler
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