Rückblick: 2. DIGITALFORUM 2025 - Technologie. Sicherheit. Verantwortung.

Die Industrie als Schlüssel zur Verteidigungsfähigkeit
Wie Deutschland technologisch fit und verteidigungsfähig werden kann – und welche Rolle dabei insbesondere die hessische Metall-, Elektro- und IT-Industrie spielt – wurde am 01.10.2025 im Rahmen des 2. DIGITALFORUMS „Technologie. Sicherheit. Verantwortung. Die Industrie als Schlüssel zur Verteidigungsfähigkeit“ im Haus der Arbeitgeberverbände Nordhessen intensiv diskutiert. „Diese neue Sicherheitsarchitektur braucht eine Industrie, die leistungsfähig, digital und resilient ist – fähig, im Krisenfall stabil zu produzieren, Lieferketten zu sichern und Innovationen schnell umzusetzen. Unsere Metall-, Elektro- und IT-Industrie ist dabei unverzichtbar: in der Produktion ebenso wie in Software, IT und Cybersecurity.“, so Dirk Pollert, Hauptgeschäftsführer HESSENMETALL, in seinem Grußwort.
Deutschland steht vor einer strategischen Neuaufstellung seiner Verteidigungsfähigkeit – technologisch, wirtschaftlich und strukturell. Im Zentrum dieser Transformation stehen Schlüsseltechnologien wie Künstliche Intelligenz, Quantencomputing, unbemannte Systeme und Cybersecurity, die als entscheidend für die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands und Europas gelten. Das Finanzpaket der Bundesregierung muss Teil eines langfristigen Innovations- und Investitionsprogramms sein und den Beginn einer umfassenden Modernisierung der Sicherheits- und Verteidigungsarchitektur markieren.
Technologische Souveränität für neue Sicherheitsarchitekturen
Die Keynote hielt Prof. Dr. Ulrike Lechner, die an der Universität der Bundeswehr München lehrt und am Zentrum für Digitalisierungs- und Technologieforschung der Bundeswehr forscht. Aus strategischer Perspektive zeigte sie auf, wie Innovation und Digitalisierung maßgeblich zur Widerstandskraft Deutschlands beitragen. Dabei erläuterte sie die Bedeutung technologischer Souveränität als Grundlage für eine moderne Sicherheitsarchitektur.
Technologie im Einsatz
Im Anschluss präsentierten Volker Herling, Vice President Strategy, Processes & IP der Vehicle Systems Division / BU TAC bei Rheinmetall Landsysteme, und Tore Burmester, Junior Engineer für Artificial Intelligence bei Rheinmetall Landsysteme, wie digitale Technologien in moderne Systeme integriert werden. Der Fokus lag auf dem Zusammenspiel von Innovation und Tradition und wie ein Unternehmen sich in diesem Prozess immer weiterentwickeln muss.
Michael Menges, Head of Sights & Head of Site Wetzlar / Ground Based Systems bei HENSOLDT Optronics zeigte auf, welche Rolle wehrtechnische Sensorik für die Verteidigungsfähigkeit spielt. Als Teil seiner Strategie setzt HENSOLDT auf Digitalisierung, insbesondere auf Software-Defined Defence (SDD) und den Einsatz von KI. Modularität und Vernetzung stehen dabei im Mittelpunkt, um Nutzern über alle Dimensionen hinweg eine verlässliche Entscheidungsgrundlage zu bieten.
Von der Praxis zur Theorie
In einer interaktiven Kaffeepause durften alle Teilnehmenden aktiv werden und bei einer Live-Umfrage ihre Einschätzungen geben, wo die Technologischen Stärken Ihres Unternehmens liegen, wie hoch Ihre Bereitschaft zur Kooperation mit der Vereidigungsindustrie ist und was die großen Hindernisse bei Markteintritt sind. Das Ergebnis: Die Bereitschaft der Unternehmen, ihren Beitrag zu leisten und mit Bundeswehr und Verteidigungswirtschaft zu kooperieren, ist groß – trotz bürokratischer und finanzieller Herausforderungen.
Nach der Pause wechselte die Perspektive von den technologischen Potenzialen zu den Orientierungen bei politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen, die Unternehmen benötigen. Diese beleuchtete Dr. Klaus-Heiner Röhl, Senior Economist beim Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. Er erläuterte, welche Auswirkungen der Wandel der Rahmenbedingungen auf den Marktzugang hat.
Neue Wege, neue Player: Dual-Use, KI und Startup-Innovation
Ein konkretes Beispiel aus dem Mittelstand präsentierte Julia Esterer, Geschäftsführerin von Esterer Fahrzeugaufbauten und Anlagen. Sie zeigte, wie ihr Unternehmen mithilfe eines digitalen Zwillings Prozesse neu denkt – und welche Bedeutung dies für die Zusammenarbeit in sicherheitsrelevanten Märkten hat.
Wie ein verantwortungsvolles IT-Unternehmen aus Kassel den neuen Anforderungen begegnet, erläuterte Kai Reinhard, Geschäftsführer von Micromata. Herr Reinhard berichtete über den Wandel: Von klarer Abgrenzung hin zur aktiven Mitgestaltung im Bereich Verteidigungsfähigkeit – und darüber, wie sich Innovation und Verantwortung verbinden lassen.
Den letzten Impuls setzte das Startup DronEye, ein innovatives Jungunternehmen aus dem ESA BIC Hessen. Dr. Wael Alkhatib, Geschäftsführer von DronEye, präsentierte KI-gestützte Lösungen für Situational Awareness, die Sicherheit, Verteidigungsfähigkeit und Resilienz neu definieren. Dabei zeigte er, wie militärische Sicherheit und zivile Geschäftsmodelle miteinander verknüpft werden können.
Zum Abschluss kamen alle Referentinnen und Referenten zu einem gemeinsamen Panel zusammen. Unter der Moderation von Frank Christian Sprengel wurden zentrale Fragen erneut aufgegriffen und diskutiert, wie die Industrie strategisch vom Einsteiger zum Systempartner wachsen kann.
Unsere Takeaways:
✅ Digitale Technologien sind der Schlüssel – Software Defined Defence, KI, digitale Zwillinge, Sensorik und IT-Sicherheit sind keine Randthemen mehr, sondern prägen die Verteidigungsarchitektur der Zukunft.
✅ Mittelstand und Startups müssen für einen Markteintritt in die Verteidigungsindustrie technologisch und prozessseitig sehr gut aufgestellt sein, um ihren Platz zu finden und Dynamiken zu nutzen
✅ Viele bringen bereits exzellente Lösungen mit, die sowohl in zivilen als auch in militärischen Anwendungen (Dual-Use) einen Unterschied machen können.
✅ Der Zugang zur Verteidigungswirtschaft bleibt herausfordernd – Bürokratie, Finanzierung (ESG-Kriterien), Mindset in Unternehmen und Gesellschaft, wurden u.a. als Handlungsfelder genannt, die aktiv angegangen werden müssen.
✅ Netzwerke und direkte Austauschformate wie dieses DIGITALFORUM wurden als größter Hebel angesehen, um Kontakte zu ermöglichen und Synergien zwischen Industrie, Forschung, Startups und Bundeswehr zu heben: Hier setzt HESSENMETALL gerne als Plattformgeber mit entsprechenden Angeboten an
Im Anschluss bot ein gemeinsamer Imbiss Raum für vertiefenden Austausch, um die Impulse aus Theorie, Forschung und unternehmerischer Praxis zu diskutieren.
Ein großer Dank gilt allen Mitwirkenden – von der Verteidigungsindustrie über den Mittelstand bis zu den Startups und dem engagierten Publikum. Der offene und vertrauensvolle Dialog ermöglichte wertvolle Einblicke in die zentralen Herausforderungen der Verteidigungsfähigkeit.