Die Zukunft der Industrie in Hessen
Mang: Nur wer Zukunft sät, wird Fortschritt ernten. Unternehmerischer und politischer Gestaltungswille notwendig. Industrie fordert Rückenwind für Innovation und Wettbewerbsfähigkeit
Frankfurt am Main. Beim heutigen Hessenforum im Haus der Wirtschaft Hessen hat der Vorstandsvorsitzende des Arbeitgeberverbands HESSENMETALL, Wolf Matthias Mang, einen klaren Appell an Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gerichtet: „Trotz aller globalen Herausforderungen ist unsere Industrie bereit. Sie will gestalten. Aber sie braucht den Raum dafür und die richtigen Standortbedingungen.“
In seiner Begrüßungsrede machte Wolf Mang deutlich, dass die hessische Industrie nicht irgendein Sektor sei, sondern „Rückgrat, Taktgeber und Innovationsmotor zugleich“. Ohne Industrie gebe es weder Wohlstand noch Wettbewerbsfähigkeit und auch keinen nachhaltigen Weg in die Zukunft. „Die Industrie ist das Fundament unserer gesamten Wertschöpfungskette. Sie sorgt nicht nur für Innovation und Produktion, sondern schafft auch eine wesentliche Grundlage für Arbeitsplätze und Aufträge in Handel, Handwerk und im Dienstleistungssektor.“
Vor dem Hintergrund globaler Umwälzungen betonte Mang die Notwendigkeit klarer wirtschaftspolitischer Signale: „Wir haben Kurs gesetzt. Wenn die Segel der Unternehmen Wind aufnehmen sollen, dann braucht es keinen Gegenwind aus Berlin und Brüssel, sondern sehr schnell Rückenwind durch bessere Rahmenbedingungen.“
Zu den Erfolgstreibern und neuen Geschäftsmodellen für Unternehmen der Metall- und Elektro-Industrie sprachen die Keynote Speaker Hanno Kempermann, Geschäftsführer der Institut der deutschen Wirtschaft Köln Consult GmbH, und Uwe Bartmann, CEO Siemens Deutschland, vor dem anschließenden Podiumsgespräch.
Hanno Kempermann über Hessen in Zeiten globaler Transformationsprozesse: „Die Industrie in Hessen trägt maßgeblich zu Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand des Landes bei. Insbesondere die ländlichen Räume profitieren von den industriellen Strukturen. Diese dürfen nicht weiter erodieren, wenn Hessen auch in Zukunft ein lebenswertes Land sein möchte. Mit den richtigen Rahmenbedingungen ließen sich die starken Technologien, die hessische Unternehmen bieten, ins neue Zeitalter übertragen. Fast 90 Prozent aller Investitionen in Deutschland stammen aus dem privaten Sektor, in den letzten Jahren wurde aber aufgrund der Rahmenbedingungen in Deutschland immer weniger investiert. Dieses Potenzial muss jetzt mit einem wuchtigen Investitionsschub durch Strukturreformen entfesselt werden.“
Uwe Bartmann zu Künstlicher Intelligenz und Innovationen: „Wir haben in Deutschland eine starke industrielle Basis und weltweit einen der höchsten industriellen Automatisierungsgrade. Wir haben industrielles Know-how und immense Datenmengen aus unseren Fabriken und Netzwerken. Industrielle Künstliche Intelligenz spielt eine wesentliche Rolle, aus diesen Daten Erkenntnisse zu gewinnen und zu nutzen: in unseren Lieferketten, in Forschung und Entwicklung, in der Produktion und im Service. Diese Daten sind der Rohstoff der Zukunft. Wir müssen ihren wirtschaftlichen Einsatz jetzt stark forcieren. Dann können wir auch künftig noch eine dominante Rolle in der Weltwirtschaft spielen.“
Auch die Unternehmen selbst seien gefordert, sich neu aufzustellen. Wolf Mang nannte vier konkrete Handlungsfelder: neue Geschäftsmodelle entwickeln, Kooperation mit der Wissenschaft, Innovationskultur leben und neue Technologien wie KI und Cloud nutzen.
Der HESSENMETALL-Vorstandsvorsitzende und Familienunternehmer unterstrich die Bedeutung einer stärkeren Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft: „Hessens Vorreiterrolle bei KI, Virtual Reality und 3D-Druck darf nicht in den Instituten verharren, wir müssen diese Technologien in die Werkhallen und Produktionslinien bringen.“
In seinem Fazit appellierte Wolf Mang sowohl an den unternehmerischen als auch den politischen Gestaltungswillen: „Wandel ist kein Schicksal, das über uns hereinbricht. Wandel ist ein Gestaltungsauftrag. Wer Zukunft sät, wird Fortschritt ernten. Packen wir es an: klug, mutig und mit einer ordentlichen Portion hessischen Unternehmergeist.“
HESSENMETALL ist der Arbeitgeberverband der größten Industrie in Hessen und vertritt die Interessen von über 715 Mitgliedsunternehmen aus der Metall-, Elektro- und IT-Industrie mit rund 130.000 Beschäftigten. Die Mitgliedschaft steht Unternehmen sowohl mit als auch ohne Tarifbindung offen. HESSENMETALL ist für Arbeitgeber eine Serviceorganisation und die Netzwerk-Plattform für Arbeit 4.0. Dienstleistungsschwerpunkte sind Arbeitsrecht, Arbeitsbeziehungen, Tarifpolitik, Fachkräftesicherung, Kommunikation, Digitale Transformation, Nachhaltigkeitsmanagement sowie Technologietransfer. Als Netzwerk bietet der Arbeitgeberverband Entscheidern und Experten die Plattform für den Erfahrungsaustausch für mehr Wettbewerbsfähigkeit. Mit Hochschulkooperationen wird die Kompetenz und Innovationskraft der Mitgliedsunternehmen auch bei neuen Schlüsseltechnologien gesteigert. HESSENMETALL ist mit seiner Landesgeschäftsstelle und fünf Bezirksgruppen flächendeckend vor Ort und sichert über die Dachverbände Gesamtmetall, BDA und BDI die bundesweite Interessenvertretung der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie.