Herborner Pumpentechnik

Mit Algorithmen, maßgeschneiderter Software, zustandsorientierter Instandhaltung

Wolfram Kuhn, Geschäftsführender Gesellschafter der Herborner Pumpentechnik in Herborn

Herr Kuhn, was haben Sie gelernt aus der Pandemiekrise?

Man kann es auf eine einfache Formel herunterbrechen: Alles was geklappt hat – zum Beispiel der schnelle Wechsel ins Homeoffice oder auch die Fernverarbeitung von Aufträgen – lag an der Digitalisierung. Und alles was nicht geklappt hat – bestes Beispiel für mich das Thema Homeschooling – lag auch an der Digitalisierung. Die Krise hat klar gezeigt: Wer sich wie wir rechtzeitig auf das Thema Digitalisierung eingelassen hat, konnte seine Arbeit ohne große Einbrüche fortsetzen. Und wir haben alle erlebt, dass Politiker offensichtlich keine Manager sind. Die anfangs desaströse Einkaufspolitik von Masken, Tests und Impfstoffen oder auch die Schwierigkeiten bei der Erstellung einer Corona-Warn-App machten mich schon sprachlos. Das hätten Firmenmanager definitiv besser hinbekommen. Aber man muss Manager auch managen lassen und uns nicht ständig mit noch mehr Hürden behindern durch Bürokratie, Gesetzesverschärfungen und vieles mehr.

Arbeitsplätze schaffen, Deutschland weiter voranbringen und auch Klimaziele zu erreichen, gelingt nur mit einem guten Miteinander von Managern und Politikern. Wie wird Deutschland ein klimafreundliches Industrieland? Grundsätzlich ist die ganze Welt nicht klimafreundlich genug. Wir alle sind gefordert, jedes Land, jedes Unternehmen, jeder Mensch. Nur gemeinsam werden wir diese Herausforderung meistern können und es gelingt ganz sicher nicht gegen die Industrie, sondern nur mit ihr gemeinsam.

Man erreicht in Deutschland gar nichts für den Klimaschutz, wenn man die Industrie vertreibt durch immer überzogenere Ideen, und gleichzeitig sind hier jede Menge Dinge auf dem Markt, die unter für das Klima verheerenden Bedingungen wo auch immer in der Welt produziert werden. Wir sind ein Familienunternehmen, das seit fast 150 Jahren führend ist in Pumpentechnologie und auch, wenn es um umweltfreundliche Lösungen geht. Das beginnt beim Einsatz moderner Technologien in unserem Betrieb, etwa um Energie einzusparen, und geht bis zu unseren Produkten. Da ist Klimaschutz das Thema schlechthin. Wir bewegen Wasser und Abwasser mit effizienten und sparsamen, weil optimal zugeschnittenen Pumpen. Das spart Ressourcen und Energie. Und dieser Prozess geht immer weiter. So tut man was fürs Klima. Wie hilft Ihnen dabei die Digitalisierung? Die Digitalisierung liefert uns wunderbares Handwerkszeug, nicht zuletzt, um in unserer Produktion aber auch bei den Produkten die Gesamtheit von Daten und die dahinter liegenden Informationen optimal zu nutzen. Mit Hilfe eines 3D-Scanners digitalisieren wir alte Bauteile wie Gussteile oder Laufräder, für die es bisher nur Zeichnungen und Datenblätter gab, um unsere Produkte weiter optimieren zu können. Alle wichtigen Maschinen inklusive der Formanlage in der Gießerei sind schon miteinander verknüpft. Wir nutzen 3D-Drucker, Virtual Reality und KI, damit unsere Kunden ihre Anlagen so effizient und so umweltfreundlich wie möglich betreiben können.

Wir setzen schon immer auf Aus- und Weiterbildung inklusive Dualem Studium und enger Kooperation u. a. mit der TH Mittelhessen und haben dadurch sehr engagierte und fähige Mitarbeiter, die tolle Ideen haben und solche Lösungen auch entwickeln können. Wir sind einer der ersten Pumpenhersteller, die sich intensiv mit der Digitalisierung von Pumpen auseinandersetzen. Der Schlüssel zu dieser digitalen Welt ist HP.MIND, unser IOT-Controller. Er sammelt die Informationen der angeschlossenen Pumpen und sendet diese verschlüsselt an die von uns entwickelte Cloud-Lösung. Wir erfassen Pumpenin-formationen wie Fördermenge, Förderhöhe, Drehzahl oder Informationen zum Reinigen der Vorfilter. Dank unserer Systeme braucht niemand mehr zur Kontrolle in dunkle Keller. Und je schlauer die hinterlegte KI wird, desto besser lassen sich Wirkungsgrad und Energieverbrauch einstellen. Auch in anderen Bereichen nutzen wir KI. Sie hilft im Vertrieb, aus der Masse von Möglichkeiten die ideale Pumpe für die Kundenanfrage zu finden. Und wir arbeiten gerade an einem Algorithmus, der uns helfen soll, Sicherheitsbestände und Losgrößen der Einzelteile in der Lagerlogistik zu optimieren.

Könnte eine personalisierte Massenproduktion der Königsweg für ein klimafreundliches Industrieland sein?

Massenproduktion passt nicht zu Herborner Pumpen. Der Einsatz der Pumpen beim Kunden unterscheidet sich zu sehr. Energiepolitisch wäre es am besten, wenn die Pumpe immer am optimalen Punkt arbeitet, denn dann verbraucht sie die wenigste Energie. Also entwickeln wir auch zielgerichtet auf diesen einen Punkt. Und genau auf diesen Punkt zielen auch alle unsere beschriebenen Bemühungen rund um die Digitalisierung. Wir haben schon früh erkannt, dass eine Auswahl an Stan-dardlösungen nicht der richtige Weg ist und entsprechend umgestellt. Dank unser außerordentlichen Fertigungstiefe können wir uns das auch leisten. Und so läuft sogar unsere Gießerei im One-Piece-Flow (Aktiv 2021, Maja Becker-Mohr).

ZUM UNTERNEHMEN
Herborner Pumpen entwickelt seit beinahe 150 Jahren die innovativsten und hochwertigsten Pumpen der Welt, um den Wasser-Betrieb möglichst effizient, umweltfreund-lich und profitabel zu gestalten. Das Familienunternehmen beschäftigt 140 Mitarbeiter bei einem Umsatz von rund 21 Millionen Euro. Gebraucht werden die Pumpen für Wasser und Abwasser in Schwimmbädern, Kläranlagen, auf Schiffen und in der Industrie. Neben dem Stammsitz im mittelhessischen Herborn gehört zum Unternehmen eine Niederlassung in Landsberg an der Saale und in Sarasota, Florida (USA).

Mehr dazu im Internet: https://www.herborner-pumpen.de

 

 

Zurück